Evangelisches Halloween

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    „Hey Martin, kommst' Heute Abend mit? Es gibt 'neFeier bei Paul.“ „Sorry, aber meine Eltern zwingen mich zumGottesdienst zu gehen. Du weißt schon, Reformationstag und so. “wimmelt Martin seinen Freund ab, der ungefähr so alt wie er selber,dafür aber etwas stämmiger und größer ist. „Stimmt ja, deineFamilie ist ja ein bisschen strenger bei sowas. Zu welchenGottesdienst geht ihr denn? Vielleicht können wa uns ja spätertreffen.“ „Soweit ich weiß, den um 18 Uhr im St.Michael.“ „Istdoch perfekt! Die Party beginnt erst um 22 Uhr. Achja, bevor ich esvergesse.“ Martins Freund fängt an, in seiner rechten Jeanstascherumzuwühlen, die von einem dunkelblauen Mantel verdeckt wird.Schließlich holt er einen Schlüsselanhänger in Form eines blauengeschnitzten Halloweenkürbises heraus und hält ihn Martin vor dieNase. „Was soll ich damit, Rudi?“ schaut Martin ihn verdutzt an.„Nur die, die so ein Ding bei sich haben, dürfen zur Party.Außerdem, wenn du hier hinten auf den Knopf drückst, dann leuchteter, darfst aber nicht reinschauen, blendet sonst.“ „Okay.“Martin nimmt seine Hände aus seiner warmen grünen Jackentasche,greift nach dem Anhänger und steckt ihn sich in die Hosentasche.„Also dann, bis später.“ spricht Rudi und lässt Martin alleinein einer Gasse vor dem Rathaus stehen.
    Einige Stunden später ist es so, wie Martin sagte: Erund seine Familie besuchen den 18 Uhr-Gottesdienst. „Ah, da seedihr ja!.“ empfängt Martins Großvater seine Familie vor derKirche. „Sed ihr och jut hergekomm?“ fragt der Großvater seinenSohn, den Vater von Martin und seine Mutter. „Ging so, die Bahn warvoll und beim Sportforum und Paradies sind dann noch ein paarJugendliche mit Bierflaschen eingestiegen. Die stanken wie in einerBrauerei und pöbelten Leute an. Schlimm diese Jugend.“ „Najut,dann lasst uns rengehn.“ Die vier stellen sich in die Reihe vor demEingangsportal der Kirche, um langsam Schritt für Schritt das Schiffder Kirche betreten zu können. Beim betreten der Kirche fälltMartin eine Fledermaus auf, die am Gewölbe des Schiffs scheinbar ampuren Putz herabhängt. Als er kurz blinzelt, ist die Fledermausplötzlich verschwunden. Er denkt nicht weiter darüber nach undsetzt sich zwischen seine Mutter und Großvater auf die Bank. Die vonKerzen und Kronleuchtern erhellte Kirche füllt sich immer weiter,bis schließlich ein Gehilfe des Pastors die Portaltür schließt undder Pastor selber vor den Altar tritt, um den Gottesdienst zueröffnen. Die Luft in der Kirche wird dabei merklich kühler, wasauch der Pastor bemerkt und seine Gehilfen darum bittet, dieHeizungen aufzudrehen, worauf hin diese ihm zuflüstern, dass sie esschon getan hätten.
    „Ist es euch Menschen etwas zu kühl?“ ertönt einetiefe sarkastisch klingende Stimme scheinbar aus dem Nichts. „Ichkann euch an einen schönen warmen Ort bringen, wenn ihr wollte.“Herumblickend sieht Martin erneut die Fledermaus, wie sie jedochdiesmal quer durch die Kirche gleitet und auf dem Kopf des Pastorslandet, welcher sofort aus Reflex versucht, sie herunter zu schlagen.Als er sie berührt scheint es, als wenn er sich in Staub verwandelnwürde, worauf hin seine Kleidung langsam zu Boden fällt, alleLampen scheinbar explodieren und es ganz dunkel in der Kirche wird.Die Fledermaus, schwebend über den Staubhaufen des ehemaligenPastors, scheint sich lächelnd darüber zu freuen, dass die Menschenerschrocken von den Geschehnissen sind. Die Menschen verfallen inPanik und wollen aus der Kirche zu fliehen, weswegen die Portaltürenversucht werden zu öffnen, doch scheinen sie wie von Geisterhandversperrt zu sein. Auf dem Weg zu den Türen blickt Martin nochmalzurück zum Altar, wo er statt der Fledermaus eine etwa 5 Meter großeKreatur sieht, die ihn so fasziniert, dass er in der Menge stehenbleibt und sie weiter mustert. Sie ist schwärzer als die Nacht, mitsilbernen Hörnern und kurzen stumpfen Klauen, blendend hellen gelbenkleinen Augen und einem breiten Lächeln, dass Martin sonst nur vonPsychopathen aus Fernsehserien kennt.
    Plötzlichdurchfährt ein Ruf die Kirche: „Martin, komm!“ Rief MartinsVater ihm zu, was Martin dazu bringt, sich wieder in Richtung derPortaltüren zu bewegen. Kaum den Blick in Richtung Portal gerichtet,steht vor ihm die Kreatur. „Martin!“ brüllt sie den genanntenan, ergreift ihn mit der Hand und hebt ihn in die Luft. „Bist du eswirklich? Ich muss mich wohl bei dir für die Tinte bedanken!“„Wa...was?“ stottert Martin der Kreatur entgegen. „Bist du sowie die anderen Menschen etwa von diesen Kürbissen so einverleibtworden, dass du es schon vergessen hast? Damals als du diesesTintenfass nach mir geworfen hattest!“ Martin versteht kein Wort,als er merkt, dass der Schnürsenkel seines rechten Schuhs aufgehtund versucht mit einer Aufwärtsbewegung seines Beins den Schuh derKreatur entgegen zu schleudern. Doch der Schuh durchdringt dasschwarze Wesen so, als ob es lediglich dunkler Rauch wäre.
    Sehr erzürnt spricht das Ungeheuer zu ihm „Du bist esnicht?“ Martin, der sich versucht mit aller Kraft aus den Händendieser Kreatur zu befreien, gelingt es in seine Hosentasche zugreifen und den Schlüsselanhänger heraus holen zu können. Errichtet ihn auf den Riesen und drückt, mehr verzweifelt alsdurchdacht, auf den Knopf, der den Kürbis zum leuchten bringt. Rudihatte nicht untertrieben, dass das Licht blendet, es erleuchtetscheinbar sogar die ganze Kirche und bringt das schwarze Wesen dazu,von Schmerzen erfüllt Martin fallen zu lassen, welcher von seinemVater aufgefangen wird. Erneut greift die Kreatur nach Martin,welcher aber auf den Kürbis drückt und es sich vor Schmerzen vorMartin zusammenkrümmt und schließlich in die Fledermaus verwandelt,die Martin seit seinem ersten Tritt in die Kirche sah. Die schwarzeFledermaus fliegt, wie von Wespen gestochen, nah am Gewölbechaotisch hin und her. Nach einigen Zickzackbewegungen verwandeltsie sich zurück in das schwarze Monster, welches sich nun an derSchiffsdecke festkrallt, nur um im nächsten Moment nach einemschmerzverzerrten tiefen Schrei wie eine wegziehende Rauchfahne zuverschwinden. Erleichtert fragt Martin zu sich selbst, was das war.Sein Vater antwortet ihm daraufhin entgeistert: „Der Teufel.“




    Anmerkung
    Diese Geschichte entstand einst für einen Geschichtencontest zum Thema "Halloween".