Der Holocaust und die Aufarbeitung

Vielredner: Schwere Kost...

Das Thema wurde bei euch kaum richtig behandelt?
Ich WÜNSCHTE, das könnte ich auch von mir behaupten, es hängt mir zum Hals raus. Wir hatten es in den Klassen 9, 10, 11, 12 UND 13, weiß der Geier wieso. In der Berufsschule auch noch kurz angeschnitten.

Ich seh das wie Ruki, bei uns war das eher zu viel als zu wenig behandelt... aber nun gut, es ist ein wichtiges Thema, das sehe ich ja ein und werde ich auch nie bestreiten. Und wenn du dazu ein Thema hier im Forum aufmachen willst, Vielredner, dann nur zu!

Also mein Geschichtslehrer hat großen Wert darauf gelegt, dass wir dieses Thema ernst nehmen und auch wirklich verstehen, was damals passiert ist. Ich hab heute aber in der Arbeit gelesen (kostenlose Zeitung sei dank), dass viele Lehrer sich an dieses Thema immer noch nicht so richtig rantrauen, nicht einmal weil sie es totschweigen wollen, sondern weil sie einfach nicht genau wissen, wie sie es angehen sollen. Und das macht es eben auch nicht leichter.

Zitat von Vielredner

Ich glaube, das Thema kann man ruhig zu viel behandeln. Ich bin auch total dafür, mit der Schule mal ein KZ zu besuchen! Ich glaube spätestens danach, nimmt das jeder Ernst! Bei uns war das nicht der Fall.

Ich bin ehrlich - ein Besuch im KZ muss nicht zwangsläufig sein, da das Thema beispielsweise bei mir in der Schulzeit wirklich einfach nur totgequatscht wurde, wenn ich's mal so sagen darf. Wir waren einmal mit'm Deutsch LK in einem KZ, und da auch nur in einer Gedenkstätte - worüber ich heidenfroh war, weil mir allein dort schon ziemlich schlecht war. Ich bezweifle, dass ich'n Besuch in einem KZ nervlich ausgehalten hätte, damals^^'
Klar ist es wichtig, es zu behandeln, das will ich gar nicht bestreiten. Nur mir war's persönlich irgendwann zuviel. :'D

Und da wären wir wieder bei dem Bericht von heute, den ich in der Zeitung gelesen habe.
Ging auch darum, ob es Pflicht sein soll oder nicht.

Zitat von White Knight

worüber ich heidenfroh war, weil mir allein dort schon ziemlich schlecht war. Ich bezweifle, dass ich'n Besuch in einem KZ nervlich ausgehalten hätte, damals^^'

Vielen Schülern geht es da aber angeblich eben nicht so. Sie interessieren sich nicht unbedingt dafür, weshalb es in Bayern z.B. die Diskussion gibt, ob es verpflichtend werden soll KZs zu besuchen. Ich war nie in einem, das hat bei mir im Jahrgang einfach zeitlich nicht funktioniert und da ich auf einer Realschule war, gabs auch keine Oberstufe, in der man das noch hätte machen können.
Ich finde aber ebenfalls nicht, dass man es verpflichtend machen muss, dagegen hat sich auch dieser Mann im Bericht ausgesprochen, er empfiehlt es allerdings den Lehrern, vor allem denen, die nicht so recht wissen, wie sie auf das Thema eingehen sollen. Ich muss gestehen, so eine wirkliche Meinung darüber hab ich aber nicht, weil ich eben mit der Schule nie zu einem gefahren bin, aber allgemein die Meinung vertrete, wenn man sich geschichtlich relevante Dinge und Orte anschauen kann, sollte man dies auch tun, nicht wegen glotzen, sondern wegen dem Wissen, dass man dort bekommt und weil es falsch ist das was passiert ist, zu vergessen.

Ich finde nicht, dass man einen Besuch in einem KZ verpflichtend machen sollte. Nicht, weil ich das Thema nicht ernst nehme, aber weil das etwas ist, was vielen Leuten sehr nahe geht und was einige einfach nicht mit ihrer Psyche vereinbaren können. So etwas ginge sowieso erst ab einem gewissen Alter und wir alle wissen, wie Schüler auf Ausflügen sind... da wäre ein KZ kein passender Ort.

Ich war mit meinen Eltern mal in einem KZ und wir haben eine Führung mit einem Überlebenden mitgemacht. Das war definitiv sehr bedrückend ("fun" fact: Wenn ihr nicht mehr stehen könnt, lehnt euch nicht unbedingt gegen einen Karren, von dem ihr ein paar Minuten später hört, dass damit die Leichen abtransportiert wurden). Ich finde es gut, dass ich da war und ich habe dort auch vieles gelernt, was in der Schule nicht behandelt wurde, aber der Gedanke, da mit der ganzen Klasse hinzugehen... nein, das hätte nie funktioniert.

Und wo wir jetzt hier schon wieder so viel dazu schreiben... eigenes Thema?

Zitat von goetterspeise_

Vielen Schülern geht es da aber angeblich eben nicht so.

Also jedem, mit dem ich schon mal drüber geredet habe, gings genauso wie mir...^^'''''

Zitat von Vielredner

Ich verstehe das schon, selbst die Bilder die ich so finde, erregen Übelkeit bei mir. Aber die Juden konnten es sich damals auch nicht aussuchen ob sie darein kommen, sie mussten dort die Hölle durchleiden...
Da finde ich, es sollte doch jedem Menschen möglich sein, das zumindest als Andenken und zur Erklärung auf sich zu nehmen, das ist nur respektvoll gegenüber den Opfern.

Mir persönlich hat der Unterricht dazu gereicht. Und da ich ohnehin eine recht ausgeprägte Fantasie habe, bin ich wirklich sehr froh, dass ich nur in diversen Ausstellungen zu KZs war, die ich aber auch schon so heftig fand, dass ich zwischendurch mal raus musste. Ich war nie in einem KZ richtig drin, eben nur in einer Gedenkstätte (Buchenwald um genau zu sein) - und, so schlimm das vielleicht jetzt für dich klingen mag, ich will auch in keins. Und das nicht, weil ich es nicht ernstnehme, sondern einfach, weil ich keine Lust auf einen Monat Albträume habe.

Zitat von White Knight

Also jedem, mit dem ich schon mal drüber geredet habe, gings genauso wie mir...^^'''''

Ich kann nur das sagen, was er meinte. Und auf meiner Schule war dieses Thema auch nicht unbedingt überflutat von Interesse, auch wenn wir es sehr genau durchgenommen haben.
Ich weiß jetzt nicht genau, mit wem du dich darüber unterhalten hast, aber ich kenne durchaus Leute, die da eben anders reagieren würden als du. Ich glaube gerade deshalb ist das auch nicht ganz so einfach, ob man das tun soll oder nicht. Wie gesagt, ih hab einfach an sich die Einstellung, wenn man die Möglichkeit hat sollte man es sich anschauen.
Allerdings denke ich auch, wenn es einen selbst belastet, dann muss man es sich nicht zwingend 'antun'. Ich finde sogar, wenn es einen wirklich belastet, muss man nicht extra in ein KZ gehen und es sich anschauen, weil man sich ja eben mit dem Thema beschäftigt hat und das ist eigentlich das Wichtigste. (Wenn man sich nicht damit beschäftigt, bekommt man im Normalfall auch keine Übelkeit o. Ä.).

Zitat von White Knight

Mir persönlich hat der Unterricht dazu gereicht. Und da ich ohnehin eine recht ausgeprägte Fantasie habe, bin ich wirklich sehr froh, dass ich nur in diversen Ausstellungen zu KZs war, die ich aber auch schon so heftig fand, dass ich zwischendurch mal raus musste. Ich war nie in einem KZ richtig drin, eben nur in einer Gedenkstätte (Buchenwald um genau zu sein) - und, so schlimm das vielleicht jetzt für dich klingen mag, ich will auch in keins. Und das nicht, weil ich es nicht ernstnehme, sondern einfach, weil ich keine Lust auf einen Monat Albträume habe.

Mir gehts genauso. Wir hatten mal einen Film über das KZ gesehen und dass hat mir mehr als nur gereicht.
Ich verstehe schon das es wichtig ist, überhaupt für euch in Deutschland (okey auch bei uns in Österrech (wieso ist er nur in unseren schönen Land geboren worden )), nur für mich ist das nichts und war mehr als nur froh dass unser Ausflug dorthin ins Wasser fiel.

(Ganz Nebenbei musste ich es monatelang nach dem Geschichtsunterricht, mit diversen aussagungen klarkommen, weil man meinen Namen mit KZ abkürzen kann)

Um noch mal zu dem Problem wegen dem zu wenig ansprechen zu kommen:
Ich weiß von meinen Eltern, deren Schulzeit nun wirklich schon ne Weile zurückliegt, dass das Ganze damals ein absolutes Tabuthema war (und damals gabs die Geschichtsbücher auch noch nicht 'so weit'), weshalb meine Eltern ihren Teil dazu beigetragen haben. Wir waren mal auf Usedom im Urlaub und dort kann man ja heute noch eine Fabrik besuchen, zu der wir damals gegangen sind und meine Eltern haben uns halt eben erklärt was das damals war, außerdem kann ich ja lesen und die Tafeln waren wirklich informationsreich.
Ich finde es falsch, wenn das Thema selbst heute noch übergangen wird oder man es wegen Zeitmangel weglässt - dann nimmt man eben etwas anderes nicht so genau dran, obwohl ich mich frag, was ihr dann die ganze Zeit im Unterricht behandelt, mich hat der zweite Weltkrieg allgemein zwei Jahrgänge begleitet -, aber es kann ja auch nicht schaden, wenn man mit den Eltern - oder Großeltern - ebenfalls über das Thema spricht oder eben bestimmte Orte besucht, muss ja kein KZ sein. Wie gesagt, wir waren damals in einer ehemaligen Fabrik (und in einem U-Boot *-*).
Damit will ich aber sicher nicht sagen, dass Eltern, die das nicht tun schreckliche Eltern sind oder kein Interesse an ihrem Kind haben - oder der Welt allgemein. Schaden kann es trotzdem nicht, vor allem, wenn Lehrer das selbst heute noch gern übergehen (die Gründe wieso mal dahin gestellt).