Black Panther

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    Der Abspann flimmert über die Leinwand. Es folgt die geheime Sequenz Nummer 1. Weitere Namen, gefolgt von der geheimen Sequenz Nummer 2. Marvel-Alltag, den man eben kennt – wer verlässt schon den Kinosaal, bevor man die allerletzte Sekunde des Films gesehen hat?


    Dann bleiben wir sitzen und gehen in uns. Wie fanden wir Black Panther, den neusten Ableger des Cinema-Universums sowie den ersten Solo-Film des kratzwütigen Helden, denn nun eigentlich? Vor allem im direkten Vergleich zu den zahlreichen Vorgängern, die wir bereits auf der großen Leinwand erleben durften.


    Und nach langer Überlegen, vielen Gesprächen, sogar zwei fast schlaflosen Nächten, sind wir bei einer für uns zufriedenstellenden Antwort angekommen.


    Definitiv revolutionär. Aber dennoch ein klein wenig unrund.


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    Die Sorgen eines Königs


    Der Civil War ist vorbei, der Tod seines Vaters gerächt. Nun steht T’Challa vor der wahrscheinlich größten Herausforderung seines Lebens: Den Platz seines Vaters als König von Wakanda annehmen und das Land in eine glorreiche Zukunft führen.


    Keine leichte Aufgabe. Vor allem, wenn am Horizont bereits neue Bösewichter auftauchen und sogar den Thron für sich beanspruchen!


    Denn als Ulysses Klaue und der geheimnisvolle Killmonger aus dem Nichts auftauchen, wird T’Challa mit einer weitaus größeren Schwierigkeit konfrontiert: Den Sünden seines Vaters.


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    Die richtige Portion Origin


    Natürlich steckt hinter dem Hauptplot von Black Panther noch viel mehr. Politische Verwicklungen, Unmut unter der Gefolgschaft, das wichtige Band zwischen Vater und Sohn. Alles wichtige Faktoren, die wir an dieser Stelle jedoch nur kurz erwähnen, aber nicht spoilern möchten.


    Regisseur Ryan Coogler setzt mit einer Anknüpfung an das Ende des Civil Wars auf die richtige Strategie und kann dadurch einen eleganten Origin-Sequel-Hybriden erschaffen, der uns den namensgebenden Helden zwar näherbringt, sich dabei aber nicht in drögen Ursprungsgeschichten verliert.


    Zu Beginn erfahren wir in wenigen Worten die kulturelle Relevanz des Black Panthers, folgen dann aber der Krönung T’Challas, dem fiesen Plan von Killmonger und Co., der weltpolitischen Problematik Wakandas. Dadurch ergibt sich ein (für Marvel-Verhältnisse) deutlich ruhigeres Tempo, das jedoch den Teppich für eine vielschichtige, packende Handlung auslegt.


    Versteht uns nicht falsch: Humor und Tempo sind natürlich ebenfalls mit an Bord. So bilden eine Verfolgungsjagd sowie der imposant in Szene gesetzte Showdown hervorragende Action-Highlights, die den akrobatischen Helden mit den scharfen Krallen eine schicke Figur verpassen und dabei zudem auch noch den Nebencast kämpferisch glänzen lassen.


    Allerdings werden diese Elemente in Black Panther jedoch nicht alle paar Sekunden auf die Bühne gebeten, um für erzwungene Begeisterung zu sorgen. Dafür sind dann die Dialoge sowie Charakterentwicklungen sowie die kulturellen Feinheiten Wakandas da.


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    Der beste Marvel-Villain?


    All diese mächtigen Handlungsaspekte wären jedoch nutzlos ohne den richtigen Cast. Und den hat Black Panther problemlos vereint.


    Zu alten Bekannten wie Chadwick Boseman oder Martin Freeman müssen wir wohl nichts mehr sagen. Wie bereits im Civil War verkörpern sie ihre jeweilige Figur wieder erstklassig, wobei Boseman natürlich die Chance bekommt, schauspielerisch in vielen verschiedenen Disziplinen zu glänzen. Und diese nimmt er dankbar und darstellerisch imponierend an.


    Wirklich spannend wird es mit den zahlreichen neuen Charakteren, die uns Black Panther vorstellt. Lupita Nyong’o als T’Challas ehemalige Liebe Nakia, Letitia Wright als freche und technisch versierte Schwester Shuri oder auch Walking Dead-Michonne Danai Gurira als schlagkräftige Kriegerin Okoye bilden allesamt hervorragende Neuzugänge, die zudem in keine Schublade gesteckt werden, sondern sich mit facettenreichen Charakteren und jeder Menge schauspielerischer Power direkt in unsere Herzen geactet haben.


    Auch Michael B. Jordan als Bösewicht Killmonger muss man lobend hervorheben. Während sein Marvel-Einstand im katastrophalen Fantastic Four Film uns noch heute schmerzt, beweist Jordan eindrucksvoll, dass der Flop nicht mit seiner Leistung in Verbindung stehen kann. Eine deutlich besser ausgearbeitete und emotional glaubhafte Motivation geben ihm nämlich die perfekte Möglichkeit, den Antagonisten mit Leben zu füllen. Und diese kann Jordan mit einer Kombination aus gelegentlichen Witzeleien und gnadenloser Aggression fantastisch nutzen.


    Nun brennt aber vielen eine Frage unter den Nägel: Ist er nun DER beste Marvel-Bösewicht seit Loki? Die Antwort ist tatsächlich Jein.


    Einerseits kann sich Killmonger mit einer besseren Hintergrundgeschichte von der Konkurrenz hervorheben und sich somit einen besonderen Platz in unserem Marvel-Herz sichern. Andererseits muss man aber auch festhalten, dass die Konkurrenz der letzten Jahre auch fast durchweg enttäuschend ausfiel (Malekith? Yellowjacket? Kaecilius?) und das Etablieren eines gelungenen Baddies kaum erschweren.


    Somit schafft es Killmonger definitiv, sich im Rahmen des Marvel-Universums einen Spitzenplatz zu garantieren, verliert gegen Ende jedoch an Farbe, wodurch der Thron leider unerreichbar bleibt. Und gerade deshalb sollte man auch keine Revolution im Sinne von Heath Ledger als Joker erwarten. Denn das kann Killmonger auf keinen Fall erfüllen.


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    Perfekte Mischung


    Letztlich hatte Ryan Coogler mit Black Panther alle Zutaten, die einen richtigen Marvel-Film ausmachten, in der Hand. Und während er sie auch alle brav in den Topf geworfen hat, verpasst er dem Gericht durch eine angepasste Reihenfolge und Abstimmung sowie der Dreingabe neuer Story-Gewürze letztlich einen völlig anderen, aber dennoch genießbaren Geschmack.


    Ein wenig Action, ein wenig Drama, ein wenig Humor ergeben am Ende einen starken Boden für zukünftige Auftritte des Helden, der völlig neue Facetten, eine völlig neue Kultur, ins Marvel-Universum einbaut und damit eine willkommene Varianz garantiert.


    Natürlich kann man auch bei Black Panther die Meckerkiste öffnen und kleinere Mängel herausfiltern, wobei viele letztlich der zwar stattlichen, für so ein Mammutwerk aber weiterhin strammen Laufzeit zu verdanken sind. Nicht selten hatten wir nämlich das Gefühl, dass einige Momente zu schnell durchgewunken wurden, um Zeit zu sparen.


    So fehlt es einigen Charakteren beispielsweise an der zum Aufbauen eines emotionalen Bandes zwingend notwendigen Screentime, wodurch einige letztlich schmerzhaft unrund bleiben. Ob nun Mentor Zuri, Stammesführer M’Baku oder zum großen Showdown hin sogar Bösewicht Killmonger – alle werden mit einer gewissen Motivation in den Ring geworfen, die zwar verständlich, aber storytechnisch nur kurz angeschnitten wird, wodurch wichtige Ereignisse nicht die gewünschte Resonanz erzielen.


    Zum Glück kann man dieses Fazit nicht auf alle Protagonisten anwenden, wodurch man – vor allem mit Blick auf die zahlreichen Stärken, die Black Panther an Bord hat – jegliche Sorgen und Schwachstellen problemlos abschütteln und beruhigt festhalten kann: Sehr übersichtliche, locker ausmerzbare Fehlerquellen, deren Entfernen den sicherlich bald folgenden Black Panther 2 nur besser machen können.


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    Fazit


    Jahrelange Marvel-Fans dürfen sich freuen: Black Panther marschiert einen anderen Pfad als die vielen Vorgänger und rückt anstatt ausschweifender Action und Humor Charaktertiefe, handlungstechnische Substanz und vielschichtige Bedeutung in den Vordergrund. Und etabliert damit einen revolutionären Helden, der auch ohne Maske und Kostüm perfekt funktioniert.


    Anstatt einer 0815-Entstehungsgeschichte bekommen wir ein packendes Werk spendiert, das uns dem Helden sowie seiner Gefährten näher bringt und somit ein fantastisches Fundament für den kommenden Infinity War legt.


    Und während einige Sequenzen sowie Handlungselemente schnell abgespeist und somit insgesamt unrund wirken, können Regisseur Ryan Coogler sowie sein mächtiger Cast solche Probleme spielend leicht ins Aus befördern und die marginalen Schwächen mit durchweg spannenden 135 Minuten vergessen machen.


    Wir hoffen, dass ähnlich wie damals Deadpool, nun auch Black Panther ein Beben durch die Superhelden-Landschaft bringt und Wege für neue Helden öffnet. Das Potenzial hierfür ist definitiv vorhanden.