Jep, das denke ich mir eben auch. Und genau genommen mag ich diesen Sterbeprozess auch nicht. Ich mag ihn einfach nicht.
Ich glaube das denken viele ._.
urks xD da hat wohl jemand gemerkt das ich nicht alles gepostet habe xP ok ^^, dann post ich mal den Rest xD und danke fürs Kommentieren Sis hat mich unheimlich gefreut +knuffs<3
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„Papa… Papa komm zurück. Dein Herz kann doch ohne dich nicht Leben.“ Immer wieder flüsterte ich diese Worte in den vergangenen Monaten. In Monaten in der die weiße Decke alles zumauerte und unter sich verschüttete. Immer und immer wieder schickte ich Stoßgebete zum Himmel hinauf, betete zum Schicksal die Zeit zurück zu drehen und jaulte wie ein verwundeter Wolf der von seinem Rudel im Stich gelassen wurde. Doch Tränen waren mir fremd. Hatte ich eigentlich auch nur ein einziges Mal geweint, seit Papa weg war? Hatte ich je eine Träne für ihn vergossen? Hatte ich das? Jede Nacht saß ich am Fenster und starrte in das kalte Nichts hinaus, bis mich die Bewusstlosigkeit für wenige Stunden zum Schlafen zwang. Warum konnte mir eigentlich niemand dieses Gefühl entreißen? Dieses Gefühl etwas vergessen zu haben? Warum nur musste ich jedes Jahr alles von vorne durchleben? War ich tatsächlich so schwach, dass ich den Tot meines Vaters einfach nicht verkraften konnte? War ich wirklich so erbärmlich? Ich wünschte mir so sehr, das ich all das endlich loslassen könnte, denn auch Sully quälte dieses ungewisse Schweigen das ich Tag für Tag mit mir herum trug. Er war nicht dumm. Und er spürte dass ich eine Last mit mir trug. Er hasste die Stille die meine Lippen versiegelte. Und langsam – so glaubte ich jedenfalls – dachte er wohl ernsthaft darüber nach ob mir wirklich etwas an ihm liegt. Ich war so dumm, so unendlich dumm. Warum vertraute ich ihm denn nicht? Warum öffnete ich nicht einfach den Mund und quälte die Erinnerungen aus mir heraus? Es war nicht fair das er wegen mir leiden musste, nicht fair das er nicht verstand warum ich ihn abblockte. Hätte ich doch nur früher den Mund aufgemacht. Hätte ich es nur getan…
Ich war so elend erleichtert als die blendende, weiße Decke endlich löchrig und porös wurde. Die kalten Monate kündigten ihren Rückzug an. Endlich, nach einer langen Zeit stiller Leiden. Der Schnee siechte allmählich in der wärmenden Frühlingssonne dahin und langsam wagte ich es, wieder einen Fuß vor den anderen zu setzen und mich der großen weiten Welt zu stellen. Die schlafenden Geister waren wieder erwacht und das Leben begann von vorne zu wandeln, also tat ich es ihm gleich und versuchte wieder die fröhliche, aufgeweckte Alessa zu sein die Sully so gerne sah.
„Hey“ ohne Vorwarnung zwickte ich dem störrischen, bockenden Esel neben mir in die Seite „nun schau doch nicht so böse. Ich dachte wir wollten einen schönen Tag miteinander verbringen.“ Ich setzte eine fragende Miene auf und stellte mich ihm in den Weg. Doch irgendwie wich er mir aus. Er war anders als sonst. Hatte ich ihn vielleicht nun doch zu lange leiden lassen? Oder war ich nun doch endgültig paranoid?
„Heeey!“ quasselte ich munter weiter „Hallohoooo? Jemand zu Hause?“ Wieder wich er mir aus und wehrte die Hand ab die ich ihm prüfend auf die Stirn legen wollte. Langsam überkam mich das unsichere Gefühl das etwas nicht stimmte und meine Stimme wurde augenblicklich belegt als mir das bewusst wurde. „Sully“ flüsterte ich, kaum laut genug um es selbst zu hören. „Bitte sprich doch mit mir… Sully“. Ein fragwürdiges Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und ich glaubte einen Ausdruck von Triumph in seinen Augen vorherrschen zu sehen.
„Hab ich dich erwischt!“ zischte er los und schoss in schlängelnden Bewegungen auf meinen Hals los. „Jetzt hast du endlich mal eine Ladung deines eigenen Giftes zu spüren bekommen.“ Ich zwang mich zu husten um die Tränen zu verjagen die bereits gefährlich nah an meine Augen reichten. Was war Sully nur für ein Dummkopf.
„Idiot“ raunte ich unterschwellig und stapfte einfach davon „Glaubst du ich hab das mit Absicht gemacht? Ich kann den Winter nun mal nicht leiden.“
Ich konnte seine Schritte hören, er holte schnell auf und wandelte nun im gleichen Schritt mit mir zwischen den Menschen hindurch.
„Ist das denn ein Grund mich einfach zu ignorieren? Ist das ein Grund meine Anrufe abzulehnen, Treffen auszuschlagen und mich zu meiden als wäre ich die Pest? Ich bin doch nicht der Winter….“
Ich konnte ihn doch verstehen. Verdammt! Warum fiel es mir denn nur so unheimlich schwer ihm zu erzählen was los war?
„Es tut mir leid Sully“ flüsterte ich „Ich würde dir… so gerne erzählen… erzählen was den Winter für mich so abscheulich macht. Aber bitte versteh das nicht falsch. Es hängt nicht mit dir zusammen. Es liegt nicht an dir. Bitte verzeih mir.“
Wehmütig klettete ich mich an seinen Arm und starrte aus ernsten Augen in sein Gesicht.
Tröstend streichelte er mir über den Kopf.
„Du kleiner Dummkopf.“ Da war sie wieder, seine liebevolle, zärtliche Art. Erst küsste er mich auf die Stirn um sich langsam zu meinen Lippen vorzuarbeiten. Süß wie Honig. „Irgendwann, wenn du dich bereit fühlst, wirst du mir erzählen was passiert ist. Aber bis dahin wirst du mich gefälligst nie wieder abblitzen lassen.“ Er sprach diese Worte in einer herzlichen Wärme aus, so dass ich ihm einfach nicht widersprechen konnte. Hätte ich auch nein sagen wollen, es wäre mir nicht gelungen. In seinen Armen war ich zuhause und er war die Hälfte nach der ich mein Leben lang gesucht hatte.
„So“ er griff meinen Arm und entführte mich einfach in eine x-beliebige Richtung in der Stadt „Und jetzt werden wir uns endlich einen schönen Tag machen. Dafür sind wir ja hier.“ Wie sehr ich sein Lächeln doch liebte, seine aufgeschlossene, warme Art. Mir war gar nicht aufgefallen wie sehr er mir fehlte in den letzten Monaten. Doch jetzt war er endlich hier um mit mir ein lang ersehntes Stückchen Zeit zu verbringen. Und es sollte der schönste Tag in diesem Jahr werden. Das dachte ich jedenfalls. Aber irgendetwas schien in der Luft zu liegen. Ich konnte mir nicht erklären was es war, man konnte es weder riechen noch schmecken, aber die ersten Anzeichen zeigten sich, als Sully ohne Vorwarnung vor meinen Augen in sich zusammen sackte und ich bestürzt über ihm hing, seine Wangen tätschelnd um ihn wach zu rütteln.
„Sully wach doch auf verdammt!“ ich verstand die Welt nicht mehr. In einem Augenblick lächelte er mich an und im nächsten lief er weiß an und sank zu Boden.
„Wach AUF!“ Panisch schrie ich durch die Gegend, flehte um Hilfe, doch keiner der Großstädter machte Anstalten auch nur wenigstens ein Handy in die Hand zu nehmen. Sie standen alle nur dumm in der Gegend herum und gafften sich die Augen aus dem Kopf. Nach weiteren, erwiderungslosen Versuchen ihn wachzurütteln, raffte ich mich auf ihm etwas kräftiger ins Gesicht zu schlagen und endlich, er schien wieder zu sich zu kommen. Wirr flatterte sein Kopf in alle Richtungen, doch er schien nicht fähig irgendetwas fest mit seinem Blick zu fixieren. Es schien, als schwimme er in irgendeiner Zeit, weit weg, nur nicht hier.
„Sully!“ besorgt redete ich auf ihn ein „Sully, sieh mich an! Sieh mich bitte endlich an!“
Was passierte hier eigentlich? Was war mit meinem Liebsten los? Und warum hatte ich den Eindruck dass die Temperatur in der Luft gerade in Richtung Eis wanderte. Warum fühlte sich alles plötzlich alles so bitter kalt an? Ein Teil in mir sträubte sich. Sträubte sich gegen die Angst und gegen das Gefühl schon wieder etwas Wichtiges übersehen zu haben. So wie damals. Nach Minuten der Orientierungslosigkeit gelang es Sully schließlich sich aufzuraffen und sich auf mich zu stützen. Eigentlich wollte ich ihn sofort in das nächste Krankenhaus bringen, aber er weigerte sich standhaft.
„Es geht schon wieder“ stammelte er benommen. Doch die Blässe wich nicht aus seinem Gesicht. Obwohl ich ihn mehrmals geschlagen hatte um ihn wieder wach zu kriegen, da war nichts weiter als kühle Blässe in seinem Gesicht. So hatte ich ihn noch nie gesehn.
„Bist du sicher? Nun komm schon. Lass mich dich wenigstens nach Hause bringen.“
„NEIN!“ Er drückte sich ungewöhnlich deutlich aus. „lass uns endlich weiter gehen. Ich hab mir den Tag extra für dich reserviert, jetzt will ich ihn auch mit dir verbringen.“
Er ließ sich einfach nicht besänftigen. Es beunruhigte mich wie sehr er versuchte zu überspielen das es ihm schlecht ging. Ich konnte es doch sehn. Jede Faser seines Körpers schrie, doch er gab einfach nicht nach. An der nächsten Kreuzung geschah dann das unmögliche. Ich hatte nur einen Augenblick lang nicht aufgepasst, war für eine Sekunde auf mein läutendes Handy in der Jackentasche fixiert und Sully lief stur über die rote Ampel. Ein entsetzliches, kreischendes Quietschen grollte unter den Autos hervor die eine Notbremsung hinlegten, doch die Katastrophe kannte kein halten mehr. Meine große Liebe wurde frontal erwischt und mehrere Meter durch die Luft geschleudert. Dieser Anblick war so grausam, so nervenzerreißend grausam. Die Welt schien mir plötzlich in Watte gepackt und ein dumpfes Pfeifen betäubte meine Ohren. Ich war nicht einmal mehr fähig zu laufen. Ich stand einfach nur hier und der Moment vom Aufprall bis hin zum Flug den Sully hinlegte, spielte sich vor und zurück, lief wie in kaputtes Videoband vor meinen Augen ab. Und ich fand die Stop-Taste einfach nicht. Erst als mich ein dunkler Sog auf die Knie zwang und mich gänzlich in sich verschluckte, spürte ich endlich nichts mehr. Da war nur noch diese warme, erfüllende Stimme in mir. Und es schien, ja es schien tatsächlich so, als wollte sie mit mir sprechen.
Denn sie hauchte meinen Namen. Immer wieder. Erst flüsternd, dann lauter. Und irgendwie hatte ich das Gefühl diese Stimme schon von Anbeginn der Zeit zu kennen. Und sie sprach aus, was ich niemals über die Lippen brachte. Sie gab frei, was ich niemals aus mir entweichen ließ. Die Angst. Die Trauer. Und die Schuld….