Tokyo Ghoul Vol.1

Tokyo Ghoul Vol.1



Der Tag, an dem ich starb

Mitten in Japans Hauptstadt Tokyo leben sie: Ghule, die sich von Menschen ernähren. Das muss auch der 18-jährige Bücherwurm Ken am eigenen Leib erfahren, als ihm sein Schwarm Liz bei einem Date die köstlichen Innereien aus dem Leib reißen will. Der Schwerverletzte erwacht kurz darauf im Krankenhaus - und erfährt, dass ihm die Organe seiner Angreiferin transplantiert wurden.

Schnell stellt er fest, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmt: Normales Essen riecht und schmeckt verdorben, nichts, was er zu sich nimmt, kann er verdauen. Dafür bekommt er bei Hunger ein rotes Auge und entwickelt, sehr zu seinem Verdruss, Appetit auf Menschenfleisch - selbst auf seinen besten Freund Hide. Ob Ken will oder nicht, seine Entwicklung zum Ghul schreitet unaufhaltsam voran ...



Es mag niemanden wundern, dass sich Tokyo Ghoul einer großen Beliebtheit erfreut. Anstatt nämlich das altbekannte Cooler Typ legt fiese Zombies um-Muster anzuwenden, wird die Protagonistenrolle direkt zu Beginn der Serie auf der anderen Seite platziert. Und zwar mit einer Ghul-Organtransplantation. Gnadenlos, innovativ, klasse!

Die Stärke von Tokyo Ghoul liegt dabei nicht primär bei den Charakteren. Diese besitzen zwar ein anschauliches Facettenreichtum und durchleben bereits in den ersten drei Episoden gekonnt inszenierte Charakterentwicklungen, können der eindrucksvollen Darstellung des Ghul-Alltags allerdings nur schwer das Wasser reichen.

Hauptcharakter Ken ist dabei ein hervorragendes Beispiel, um diesen zu präsentieren. Gerade die ersten Szenen nach seiner Operation sind glaubwürdig in Szene gesetzt. Wie würde man reagieren, wenn köstliche Speisen plötzlich ungenießbar sind? Oder wenn ein Auge ohne Vorwarnung plötzlich rot wird? Oder man Menschen töten und essen muss, um bei Kräften zu bleiben?

In Verbindung hiermit steht auch der tiefere Blick in die Organisation einer ganzen Ghul-Vereinigung. Schnell wir Ken nämlich vom Café Antik aufgenommen, in dem Ghule zwar am Tage arbeiten müssen, dafür allerdings einen Unterschlupf sowie Nahrung gestellt bekommen. Und hier wird Ken immer wieder mit der Existenz als gnadenloses Monster konfrontiert, das vor allem zu Beginn erstklassig mit seinen menschlichen Richtlinien kollidiert.

Schwächen lassen sich dabei in der ersten Volume keine ausmachen. Einige Action-Fans dürfte zwar der recht hohe Dialoganteil nach der Transplantation stören, diese sind aber allesamt wissenswert und sorgen für eine bessere Charakterzeichnung, was bei einem Anime wie Tokyo Ghoul existenziell ist. Und hier einfach grandios umgesetzt wurde.



Bild

Studio Pierrot dürfte jedem eingefleischten Anime-Fan ein Begriff sein. Immerhin feierte das Animationsstudio mit großartigen Serien zu Kultmanga wie beispielsweise Naruto oder Bleach große Erfolge, die teilweise sogar seit über einem Jahrzehnt in Produktion sind. Dementsprechend ist es keine große Überraschung, dass auch Tokyo Ghoul sich sehen lassen und mit wundervollen Zeichnungen auf ganzer Linie überzeugen kann.

Besonders freuen tun wir uns dabei über das verstärkte Orientieren am Zeichenstil des Originals. Statt kreativer Ausflüge bekommt man also leicht ausgeschmückte und mit Farben versehene Augenschmäuse im Stile des Zeichners Sui Ishida präsentiert und verliebt sich dadurch abermals in das eindrucksvolle Art Design. Dieses kommt vor allem bei den etwas düsteren Szenen ausreichend zur Geltung und zeigt hier eine Reihe schicker Details.

Vor allem die Kampfszenen fallen äußerst sehenswert aus, durchbrechen dabei allerdings zu keinem Zeitpunkt die vom Manga aufgestellten Grenzen. So fällt beispielsweise der Kampf gegen Nishiki Nishio aufgrund monströser Ghulkräfte zwar ein wenig übertriebener aus, bleibt jedoch auf einer nachvollziehbaren und glaubwürdigen Ebene, wodurch das Ganze gleich mehr Unterhaltung bietet. Hoffentlich kann dieses Niveau bis zum Ende gehalten werden!



Sound

Wir müssen zugeben, dass wir in dieser Kategorie vor dem ersten Einlegen ein wenig Bauchschmerzen hatten. Denn gerade bei der hervorragenden japanischen Sprachausgabe lag die Messlatte ungemein hoch, die Verpflichtung ebenso ausgebildeter wie auch bekannter deutscher Sprecher stand ebenfalls in den Sternen. Unbegründet, wie wir feststellen müssen: Denn auch in der synchronisierten Fassung macht Tokyo Ghoul alles richtig.

Mit Ricardo Richter, Giuliana Jakobeit oder Sarah Alles wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um stimmstarke Sprecher ans Mikrofon zu holen. Davon profitieren dann natürlich auch die zahlreichen Dialoge, die in der japanischen sowie der deutschen Variante stark und emotional glaubwürdig ausfallen.

Doch warum vergeben wir dann nicht die volle Punktzahl? Wegen des Ausgangsformats! Denn mit einem DTS-HD 2.0-Sound sorgt Tokyo Ghoul zwar vor allem während der Kämpfe für ordentlichen Rumms, lässt allerdings direktionale Effekte vermissen, was vor allem Besitzern einer Heimkinoanlage sauer aufstößt. Gerade bei solch einer aktuellen Produktion hätten wir uns etwas mehr Soundpower gewünscht.



Extras

Booklet
Limitierter Sammelschuber

Gähnende Leere. Anders lässt sich der Bonusteil der Blu-ray nicht beschreiben. Hier finden wir leider keinerlei Hintergrundinfos, keine Interviews, keinen Blick hinter die Kulissen, keine Trailer. Schade! Denn grade solch eine Handlung hätte man ausgiebig besprechen und eventuelle Inspirationen der verantwortlichen Animateure festhalten können.

Immerhin werden Fans nicht komplett enttäuscht. Neben einem besonders schicken Sammelschuber - der auf 6000 Stück limitiert ist -, wartet zusätzlich ein kleines Booklet mit wissenswerten Infos zur Serie, Charakterbeschreibungen inklusive. Und das ist am Ende immer noch besser als abseits der drei Episoden keine weiteren Extras spendiert zu bekommen.

Fazit

Ein starker Start für eine starke Serie! Mit einer spannenden Rahmenhandlung, glaubwürdigen Charakteren sowie einem starken Art Design konnte und die erste Volume von Tokyo Ghoul direkt beeindrucken. Bleibt zu hoffen, dass auch die kommenden Ausgaben zu überzeugen - und das Bonusmaterial ein wenig voller wird!

Name: Tokyo Ghoul Vol. 1 [Blu-ray]
Verleih: Kazé Anime
Bild: 16:9 (1080p)
Ton: DTS-HD MA 2.0
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: ca. 75 Minuten
Freigegeben ab: 16 Jahren

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