Serial Experiments Lain

Serial Experiments Lain



Handlung

Die virtuelle Welt birgt viele wundervolle Vorteile. Aber leider auch viele Schattenseiten...


Mit Computern und der virtuellen Welt hat die 13-jährige Lain Iwakura nichts am Hut. Eines Tages ereignet sich jedoch ein seltsamer Vorfall, der ihr Interesse an „The Wired“, der vernetzten Welt weckt.


Obwohl sich ihre Mitschülerin Chisa vor Kurzem das Leben genommen hat, erhält Lain von eben dieser eine kryptische E-Mail, die sie in die Welt jenseits des Bildschirms entführt. Plötzlich sieht sich das junge Mädchen von mysteriösen Männern verfolgt und entdeckt immer mehr Zeichen der digitalen Welt in der Realität.


Das, was sie aber am meisten beschäftigt, ist die Frage, ob eine Tote vielleicht doch Mails schreiben kann…




Serial Experiments Lain ist wie das Ende einer Achterbahnfahrt. Nur, dass man vorher nicht die Freude der Höhen und Tiefen hatte, sondern gleich emotional durchgeschüttelt zurückgelassen wird und erst einige Zeit zum Durchatmen braucht.


Fragen um das Menschsein, die virtuelle Welt, unsere Gesellschaft sowie die Hinterfragung unserer Realität bringen das Gehirn zum Rauchen und liefern neben oftmals auftretender Verwirrung auch ausreichend Material, um die präsentierten Botschaften mit seiner eigenen Weltanschauung zu vergleichen und sich über die virtuelle Welt und Menschlichkeit Gedanken zu machen.


Getragen wird das schwere Emotionspaket von einer unscheinbar wirkenden Protagonistin, deren Charakterentwicklung aufgrund der anfangs fast schon unheimlichen Ruhe umso wirksamer und einprägender ausfällt. Schnell wird man durch Lain in das Geschehen hineingezogen, fühlt mit und fürchtet sich fast schon vor dem nächsten Schritt, den sie auf ihrem ebenso verwirrenden wie auch Augen öffnenden Weg gehen wird.


Allerdings präsentiert sich eben dieses bizarre, stellenweise verwirrende, stets tiefgehende Gesamtkonzept gleichzeitig als größte – wenn auch nicht vernichtende – Schwäche der bedeutungsschwangeren Handlung von Serial Experiments Lain. Nicht alle offenen Stränge werden befriedigend abgeschlossen, auch das Ende fällt eher polarisierenden aus und lässt den nötigen Wow-Effekt fehlen.


Die wundervolle Präsentation und emotional hervorragend inszenierten Momente verwandeln solche Problematiken zwar eher zu einer marginalen Negativquelle, sollten für das Anpassen der eigenen Erwartungen aber unbedingt bedacht werden. Denn wer sich keinen perfekt vollendeten Kreis erhofft, der wird letztendlich auch nicht enttäuscht.




Bild


Bereits damals zeichnete sich Serial Experiments Lain mit einem ebenso skurrilen wie auch beeindruckenden Artdesign aus, das der psychologischen sowie emotionalen Komponente der Handlung vollends gerecht wurde.


Mit der deutschen Erstveröffentlichung im Blu-ray-Format wird diese Stärke nochmals forciert. Stärkere Farben und ein insgesamt schärferes Bild verleihen den malerischen Einstellungen Nachdruck und lassen den Zuschauer dadurch noch tiefer ins Geschehen eintauchen. Und überlegen, ob man aus dem einen oder anderen Screenshot nicht sogar einen schönen Ausdruck für die Wand erstellen könnte.


Leider wird das Blu-ray-Format aber nicht automatisch zur magischen Verjüngungskur. Gelegentliche Kontrastprobleme sind ein erstes Indiz auf das hohe Alter, auch etwas öfter auftretendes Banding macht deutlich, dass hier kein ultimativer Feinschliff vorgenommen werden konnte.


Dennoch machen sich die optischen Optimierungen vor allem im direkten Vergleich mit der DVD-Variante bemerkbar. Sprich: Trotz Selbst die vorhandenen Schwächen tun der unfassbaren Gewalt des besonderen Animationsstils keinen Abbruch. Womit sich der visuelle Aspekt von Serial Experiments Lain letztendlich weiterhin einen Daumen hoch verdient.




Sound

Manja Doering, Sonja Spuhl, Detlef Bierstedt, Till Hagen – in puncto deutsche Synchronisation macht Serial Experiments Lain keine halben Sachen und vereint viele bekannte Sprecher, die durchweg eine grandiose Arbeit abliefern und dabei den emotionalen Aspekt der Serie hervorragend in die deutsche Sprache transportieren.


Allen voran überzeugt Manja Doering als ruhige, introvertierte Lain, deren Dialoge eigentlich gelangweilt und monoton anmuten, durch gekonnte Spracharbeit allerdings eher verletzlich, traurig, nachdenklich wirken. Eine hohe Kunst, die hier erstklassig geklappt hat und somit auf Augenhöhe mit der japanischen Variante liegt.


Absolutes Highlight ist aber der Soundtrack des japanischen Sängers und Gitarristen Reichi Nakaido, der die bedrückende Atmosphäre mit seinen ruhigen, aber durchdringenden Klängen fantastisch untermalt. Und dabei vor allem in Verbindung mit dem minimalistischen, aber effektiven Sounddesign immer wieder voll ins Herz trifft.




Extras

Poster
Sticker


Wir stieren immer gerne auf die Veröffentlichungen anderer Länder, bevor wir unser deutsches Rezensionsexemplar bekommen. Wer weiß? Vielleicht sehen wir damit schon vorher, welche schicken Schätze wir testen dürfen.


Ein Fehler, wie wir leider feststellen mussten. Immerhin bot die US-Variante ein verdammt schickes Booklet mit Konzept- und Charakterzeichnungen. Dieses fehlt in der deutschen Veröffentlichung völlig. Stattdessen warten Poster und ein Sticker darauf, unsere Wohnung zu verzieren.


Sicherlich hat Nipponart dafür verständliche Gründe, immerhin hatten andere Gesamtboxen auch ein Booklet an Bord. Ein wenig Schade finden wir es trotzdem. Denn gerade bei so einem psychologisch tiefgründigen Anime nimmt man gerne so viel Bonusmaterial wie möglich mit.




Fazit


Serial Experiments Lain wird nicht jedem gefallen. Zu bedrückend ist die Atmosphäre, zu hoch die Anzahl emotional aufwühlender und gar deprimierender Momente, zu verwirrend die Handlungselemente, die vor allem gegen Ende im Nichts verpuffen und Interpretation und eigenen Überlegungen die Tür öffnen.


Darin liegt aber auch die größte Stärke des Sci-Fi-Dramas. Die Themen regen zum Nachdenken an, die Charaktere animieren zum Mitfühlen, der ruhige Ton versetzt den Zuschauer in eine melancholische Grundhaltung. Dadurch wird man mitten ins Geschehen gezogen, emotional gnadenlos durchgeschüttelt und letztlich allein zurückgelassen.


Dabei mag der optische Aspekt des Blu-ray-Pakets nicht zum Niederknien sein, allerding ansprechend genug, um das ruhige, in seinen Bann ziehende Gesamtpaket der Serie passend zu unterstreichen und somit gezielt zu stärken. Wer sich so einem emotionalen Bollwerk also gerne stellt, der darf Serial Experiments Lain auf gar keinen Fall verpassen.


Und sollte die 13 Episoden am besten mit einem Freund erleben, um sich direkt im Anschluss auszutauschen und die bedrückenden Gedanken von der Seele reden zu können. Uns hat es nach der Testsichtung sehr geholfen.


Name: Serial Experiments Lain [Blu-ray]
Verleih: Nipponart
Bild: 1080i HD 4:3 – 1.33:1
Ton: DTS-HD MA 5.1 (Deu), PCM 2.0 (Jap)
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: ca. 325 Minuten
Freigegeben ab: 12 Jahren


Mehr Infos findet ihr hier!


Für alle Bilder in unserem Test gilt:


© 1998 Triangle Staff/Pioneer LDC.

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