Angel Sanctuary

Angel Sanctuary



Mit Klassiker-Engelsflügen in Richtung offenes Ende...


Der 16-jährige Setsuna staunt nicht schlecht, als eines Tages sowohl Engel als auch Dämonen bei ihm vorstellig werden und ihm offenbaren, dass in ihm die Seele des weiblichen Engels Alexiel ruht, der einst mit Hilfe der Legionen der Hölle Gott stürzen wollte.


Nun wollen beide Seiten den Geist von Alexiel wieder zum Leben erwecken – und Setsuna dafür aus dem Weg räumen. Doch der Junge hat noch ein ganz anderes Problem, er ist unsterblich in seine Schwester verliebt…




Wir wollen gleich zu Beginn die beiden großen Engelselefanten im Review-Raum ansprechen.


Ja, der Inzest-Handlungsstrang kann gelegentlich schon mal Unbehagen auslösen und kann diesen Effekt auch nur schwerlich abschütteln. Und ja, drei OVAs mit einer Gesamtlänge von knapp 90 Minuten reichen nur schwerlich, um das zuweilen überraschend tiefgehende Plot-Gerüst von Angel Sanctuary vollends zufriedenstellend zu präsentieren.


Allerdings wird die knappe Laufzeit direkt auch für einen positiven Aspekt genutzt: und zwar die zahlreichen Charaktere, die sich in Angel Sanctuary herumtummeln. Und da Entwicklung eben dieser sehr facettenreich und vielschichtig ausfällt, darf man sich über eine insgesamt packende Handlung freuen, die immer wieder aufs Neue überraschen kann.


Etliche Akteure vollziehen im Laufe der Handlung schockierende, aber stets gut nachvollziehbare 180-Grad-Wendungen, womit man sich gleichzeitig auch perfekt dem eigentlichen Aufbau der Handlung anpasst. Anstatt sich nämlich in einer simplen Gut-gegen-Böse-Erzählung zu verlieren, verwischt Angel Sanctuary die Grenzen gnadenlos und lässt klar definierte Seiten somit nur schwer erkennen.


So wechselt man auch als Zuschauer immer wieder die Seiten, findet neue Lieblinge, drückt die alten plötzlich in die Bösewichter-Ecke. Kombiniert mit einer düsteren, stellenweise gerne auch mal blutigen Atmosphäre bleibt man somit durchweg hervorragend unterhalten, bekommt die Stolpersteine – das Inzest-Thema sowie die zusammengestauchte Handlung – dennoch mit.


Man kann es aber drehen und biegen wie man will: das offene Ende nagt an uns. Plötzlich ist es vorbei, so viele Fragen unbeantwortet, mehr wird es aber nicht geben. Ein Nachteil, der nur mit einer zusätzlichen, aber dennoch sinnvollen, Investition aus der Welt zu schaffen ist – dem Erwerb der gleichnamigen Manga-Reihe. Denn wenn man das Ganze so angeht, bekommt man das komplette Angel Sanctuary-Paket geboten und kann die OVA trotz kurzer Laufzeit als wertvollen Zusatz ansehen.




Bild


Bandai Visual orientierte sich bei Angel Sanctuary stark an der Manga-Vorlage und präsentiert uns damit ein ansprechendes Charakter-Design, das in Kombination mit starken Farben und oftmals perfekt gewählten Kulissen einen hervorragenden Kaori Yuki-Flair erzeugt.


Gleichzeitig ist positiv zu erwähnen, dass fehlplatziert wirkende Computergrafiken nicht aufzufinden sind. Immerhin steckte die Technik 2000 noch in den Kinderschuhen, weshalb man sich hier noch auf die guten, alten Stiftzeichnungen verlassen hat. Und das macht sich selbst viele Jahre nach der Erstveröffentlichung noch bezahlt.


Sobald jedoch Bewegung ins Geschehen kommt, macht sich das hohe Alter der OVA bemerkbar. Einen Totalausfall braucht man zwar nicht zu befürchten, oftmals fällt das Ganze jedoch viel zu steif und undynamisch aus. Der Zahn der Zeit zeigt halt eben nirgendwo Gnade – aber zum Glück verkommt das bei Angel Sanctuary schnell zur marginalen Schwachstelle.




Sound


Die deutsche Fassung von Angel Sanctuary vereint etliche bekannte Anime-Sprecher, die uns mit ihren individuell starken Leistungen bereits mehrfach ein Lächeln auf unsere Fan-Lippen zaubern durften. Ob nun Sebastian Schulz, Rubina Kuraoka, Simon Jäger, Thomas Nero Wolff oder die Schmidt-Foß-Brüder: Hier hat man sichergestellt, dass wirklich jeder noch so kurze Dialog erstklassig vorgetragen wird.


Dementsprechend braucht sich diese Variante nicht hinter dem japanischen Original zu verstecken, das mit nicht minder passenden und glaubwürdigen Stimmen jedoch ebenfalls hervorragend gelungen ist und bei der insgesamt kurzen Laufzeit von 90 Minuten definitiv einen zweiten Durchgang eröffnen.


Abgerundet wird das Ganze von einem ebenso variantenreichen wie auch passenden Soundtrack, für den sich Sängerin und Komponistin Masumi Itou (aka Hikaru Nanase) verantwortlich zeigt. Einzig bei den direktionalen Effekten hätten wir uns mit dem Dolby Digital 5.1-Sound etwas mehr Wumms gewünscht – diesen haben wir vor allem während der Kampfsequenzen nämlich ein wenig vermisst.




Extras


Poster

Sticker


Ihr kennt es: Wir sind ziemlich streng, was das Bonusmaterial einer Anime-Veröffentlichung angeht. Immerhin geht so eine DVD auch gut ins Geld.


Dementsprechend halten wir einen ansprechendes Extras-Bereich immer für die perfekte Gelegenheit, um dem Anime-Fan noch mehr Unterhaltung zu bieten. Leider schien dieser Schritt bei Angel Sanctuary nicht möglich zu sein. Bonusmaterial sucht man nämlich vergebens.


nipponart wäre aber nicht nipponart, wenn man nicht für kleine Dreingaben sorgen würde. So werden Fans mit Poster und Sticker – beides mit schicken Motiven versehen – sicherlich einen schönen Grund finden, die heimische Sammlerecke ein wenig aufzuhübschen.

Immer noch besser als nichts.




Fazit


Mit drei Episoden und einer Laufzeit von knapp 90 Minuten fühlt sich die OVA zu Angel Sanctuary insgesamt etwas gehetzt, unrund und – kombiniert mit dem offenen Ende und der bis heute ausbleibenden Fortsetzung in Anime-Form – auch inkomplett an.


Eine packende Handlung, ein angestaubter, aber dennoch anschaulicher Zeichenstil sowie die gelungene deutsche Synchronisation verpassen der OVA aber dennoch einen unbestreitbaren Unterhaltungswert und regt mit einigen fragwürdigen Thematiken sogar zu Diskussionen an.


Damit dürfen Neu-Interessenten definitiv einen Blick riskieren – Fans kommen ja eh nicht an der OVA vorbei. Die erste Gruppe greift parallel aber lieber auch gleich zur gleichnamigen Manga-Reihe, um die volle Angel Sanctuary-Ladung zu bekommen.


Name: Angel Sanctuary [DVD]

Verleih: nipponart

Bild: 4:3

Ton: Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Japanisch)

Untertitel: Deutsch

Laufzeit: ca. 90 Minuten

Freigegeben ab: 16 Jahren


Mehr Infos findet ihr hier!


 Für alle Bilder in unserem Test gilt:
© 2000 Kaori Yuki / Hakusensha • “Angel Sanctuary“ Committee

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