Solty Rei

Solty Rei



Technologische Errungenschaften können Segen, gleichzeitig aber auch ein Fluch sein...

 

Es sind 12 Jahre vergangen, seit eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes unzählige Tote forderte und stark verstümmelte Menschen zurückließ.

 

Um diesen Menschen ein Weiterleben zu ermöglichen, hat die R.U.C. – Organisation die Resemble-Technik entwickelt, mit der verlorene Körperteile ersetzt werden können. Doch auch Kriminelle versuchen, diese Technik an sich zu reißen, um sie für ihre Zwecke zu missbrauchen.

 

Hinter diesen Verbrechern ist der Kopfgeldjäger Roy Revant her, der seine Tochter bei der Tragödie vor 12 Jahren aus den Augen verlor, jedoch immer noch auf ein Lebenszeichen von ihr hofft. Als eines Tages ein Mädchen namens Solty vom Himmel fällt, verbünden sich die beiden, um zusammen gegen das Böse zu kämpfen.

 



Solty Rei
ist eine dieser Anime, bei denen meine Meinung binnen kürzester Zeit in unterschiedliche Richtung ging.

 

Eine gewisse Fallhöhe war eigentlich eh schon kalkuliert, immerhin hatte ich als großer Gonzo-Fan (das Animationsstudio hinter Perlen wie Hellsing, Gantz oder Basilisk) gigantische Erwartungen. Und diese konnten zu Beginn dann auch tatsächlich kaum erfüllt werden.

 

Dabei hat Solty Rei bereits früh zahlreiche Elemente an Bord, die definitiv bei Laune halten. Ob nun das in Verbindung mit der Hintergrundgeschichte ansprechende Setting oder eine Reihe sympathischer Hauptakteure, erneut hat Studio Gonzo eine atmosphärisch dichte und einzigartige Welt erschaffen, in der man sich schnell und gerne verliert und dank vieler Wendungen und teils unvorhergesehenen Charakterentwicklungen immer weiter eintaucht.

 

Das Problem der anfänglichen Enttäuschung liegt eher im höllisch gemächlichen Erzähltempo verwurzelt. Gerade in den ersten Folgen lässt man sich viel Zeit, etabliert die Welt sowie die einzelnen Protagonisten und stapelt somit gemütlich ein komplexes Story-Geflecht zusammen, das mit vielen Erklärungen zeitweise in Richtung Ermüdung zu kippen droht.

 

Zum Glück zahlt sich der handlungstechnische Aufbau dann jedoch aus und mündet in eine durchweg spannende zweite Hälfte, die vorherige Fehler vergessen macht und zeigt, dass sich das ruhige Tempo sich dann eben doch gelohnt hat. Ganz abschütteln kann man die schwachen Momente dann zwar nicht, bekommt aber zumindest einen gewissen Trost spendiert.

 


 

Beim Ende schneiden sich dann allerdings die Geister. Keine Sorge, einen brachialen Totalausfall, der das bereits erwähnte Story-Konstrukt gnadenlos zu Fall bringt, braucht man hier nicht zu befürchten. Dennoch konnte ich mich einfach nicht des Gefühls erwehren, dass Solty Rei hier eine Menge Potenzial auf der Strecke hat liegen lassen.

 

Letztlich ist jedoch alles mit den von Solty Rei eigens aufgebauten Erwartungen verbunden. Der zunächst zähe, anschließend ansprechende Aufbau mit nachfolgendem und spannenden Handlungsfeuer verspricht etwas Großes. Und während man den Abschluss sicherlich noch als geglückt bezeichnen darf, hinterlassen viel zu überladene und teils zu rasant abgehandelte Momente dann doch einen zähen Nachgeschmack.

 

Prinzipiell hilft bei Erstsichtung der spannenden Handlung rund um Roy Revant und Solty eine gewisse Vorbereitung, beziehungsweise Justierung der generellen Erwartungshaltung. Anstatt nämlich den Unterhaltungsrevolver gnadenlos abzufeuern, lädt Solty Rei diesen zunächst nach und nach auf. Und spendiert die zweite Hälfte dann dem genüsslichen Abfeuern.

 

So wandelte sich trotz klarer Schwächen meine anfängliche Enttäuschung in angenehme Überraschung, die dann mit einem kleinen I-Tüpfelchen der Enttäuschung vollendet wurde. Solty Rei kann den hohen Erwartungen somit dann zwar nicht gerecht werden, zumindest aber stolz in die Reihe der unterhaltsamen Gonzo-Produktionen stellen. Und das ist dann ja auch schon eine Errungenschaft.

 



Bild

Ich muss zugeben, dass ich zuvor nur von SD on Blu-ray gehört, solch eine Veröffentlichung noch nicht in Händen gehalten hatte. Tatsächlich klang es für mich auch zunächst nach einem Widerspruch: Warum sollte ich SD-Material auf eine Blu-ray pressen, macht das überhaupt Sinn?

 

Nach dem ausgiebigen Test von Solty Rei kann ich klar sagen: Ja, den nötigen Sinn kann man hier klar ausmachen.

 

Dabei beeindruckte mich nicht so eine offensichtliche Schwäche wie erhöhter Speicherplatz auf der Disc selbst, weshalb die gesamte Serie nicht mehr auf sieben DVDs verewigt werden musste, sondern sich mit zwei Discs zufriedengibt. Wirklich beeindruckt war ich von der eigentlichen Bildqualität, die sich trotz eines fehlenden HD-Masters wirklich sehen lassen kann.

 

Sicherlich darf man keine HD-Meisterleistungen erwarten und sieht dem Anime das hohe Alter sowie die vergleichsweise schwächere Qualität in einigen Szenen deutlich an, bekommt aber selbst auf dem großen Bildschirm ein insgesamt anschauliches sowie detailreiches Bild geboten, das den weit zurückliegenden Erstveröffentlichungstermin zumindest zeitweise vollkommen vergessen lässt.

 

Sauer aufstoßen tut höchstens die von Gonzo gerne und oft genutzten Computereffekte, die mit handgezeichneten Bildern ein nahtloses Zusammenspiel bilden sollen. Leider ist das bei Solty Rei nur selten der Fall, weshalb man sich mit teils merkwürdig anmutenden Animationshybriden konfrontiert sieht, an denen der Zahn der Zeit besonders gnadenlos herumgenagt hat. Immer werden diese dann aber von schicken Schauplätzen, zeichnerisch ausgearbeiteten Charaktermodellen sowie einer anschaulichen Bildschärfe ein wenig in den Schatten gestellt, spielen also im visuellen Orchester nur die zweite Geige.

 



Sound

 

Musikalisch orientiert sich Solty Rei stark am eigenen Ende und lässt jede Menge ungenutztes Potenzial auf der auditiven Strecke liegen.

 

Während sich der Soundtrack stilistisch hervorragend dem Gezeigten anpasst und somit zu keinem Zeitpunkt ein falsches Emotionsbild auf die Beine stellt, kann sich kaum eine Melodie aus dem Kompositionsallerlei befreien, wodurch ein solider, aber eben kein sonderlich guter Gesamteindruck ergibt. Musikalische Alleinstellungsmerkmale sowie Songs mit einem gewissen Ohrwurm-Charakter wären hier bitter nötig gewesen.

 

Immerhin kann die deutsche Synchronisation auch heute noch auf ganzer Linie punkten und überzeugt mit stets überzeugend vorgetragenen Sprecherleistungen, die sich nicht nur auf die Hauptcharaktere beschränken, sondern auch bei Nebenfiguren zu finden sind. In Kombination mit zwar spärlich, dann aber hörbar eingesetzten, dynamischen Klangeffekten darf man sich dann doch über einen kleinen, aber feinen Ohrenschmaus freuen.

 

Fans des japanischen Originals freuen sich derweil ebenfalls über starke Sprecher, müssen aufgrund eines schwächeren DD 2.0-Formats dann allerdings auf eben erwähnte Klangeffekte verzichten. Kein Beinbruch, im Vergleich dann aber natürlich schon ein kleiner Wermutstropfen.

 



Extras / Aufmachung


Sticker

OVA 1 & 2

Clip „Talkrunde“

Clip „Gonzo Festival“

 

Eigentlich ist es schon fast verteufelt. Da hoffen wir jedes Mal aufs Neue, dass wir auf einer Blu-Ray aus dem Hause Nipponart cooles Bonusmaterial finden, werden oftmals enttäuscht… und sobald eine Veröffentlichung dann auch wirklich mal ansprechende Bonus-Videos mitbringt, werden diese auf der Rückseite noch nicht einmal angekündigt.

Somit folgte auf anfängliche Enttäuschung – immerhin ist ein Sticker in unseren Augen nur ein schwacher Trost – schnell Freude. Immerhin liegen neben beiden OVAs (eigentlich eine einzelne, die in zwei Episoden aufgeteilt und dem gesamten Episodenstand hinzuaddiert wurde) noch zwei spannende Extra-Clips bei.

Während es sich bei einem um die Solty-Rei-Bühnenpräsentation auf dem Gonzo Festival handelt, treffen sich beim anderen die japanischen Synchronsprecher zusammen, um über den Anime, ihre Charaktere sowie die Aufnahmen zu sprechen.

Fans bekommen damit zwar nicht gigantischen Umfang, dafür aber inhaltlich packende Clips spendiert, die den Sehgenuss schlussendlich gelungen abrunden. Wir hoffen, dass der Bonusmaterial-Trend in Zukunft weiter in diese Richtung geht.

 



Fazit

An Solty Rei sollte man mit einem vorher justierten Erwartungsspektrum herangehen. Wer nämlich durchweg packende und temporeiche Anime-Unterhaltung erwartet, der wird hier vor allem in der ersten Hälfte eher enttäuscht.

Hat man sich jedoch an das zunächst gemächliche Tempo und den langsamen Handlungsaufbau angefreundet, wird man mit einer ebenso wendungsreichen wie auch spannenden Story belohnt, die bis zur letzten Folge bestens unterhält und – abseits gelegentlich merkwürdig anmutender CGI-Effekte – auch mit einem zunächst verunsichernden „SD on Blu-ray“-Label bildtechnisch zu gefallen weiß.

Mit gut 35€ verpasst Nipponart dem Gesamtpaket dann aber einen mehr als fairen Preis und wirft dabei noch zwei wirklich coole Zusatz-Clips auf die Discs, wodurch selbst die klar erkennbaren Negativpunkt verschmerzbar werden. Und wirklich jeder Anime-Fan beruhigt einen Blick riskieren darf.

 

Name: Solty Rei [SD on Blu-ray]

Verleih: Nipponart

Bild: 16:9

Ton: Dolby Digital 5.1 (Deutsch), Dolby Digital 2.0 (Japanisch)

Untertitel: Deutsch

Laufzeit: ca. 600 Minuten

Freigegeben ab: 16 Jahren


Mehr Infos findet ihr hier!

Für alle Bilder in unserem Test gilt:
© 2005 Shuzilow.HA, GONZO / Solty Rock Project D 2007 OVA FILMS

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