Speed Grapher

Speed Grapher



Manchmal weckt ein Kuss nicht nur Gefühle. Sondern auch fette Superkräfte!

Unter der schillernden Oberfläche des Tokioter Vergnügungsviertels versteckt sich ein Sündenpfuhl aus Korruption, Prostitution und Glückspiel. Der ehemalige Kriegsfotograf Tatsumi Saiga verdient sein Geld inzwischen als Papparazzo und begibt sich in die Tiefen des Roppongi Clubs, den Inbegriff des Lasters. Dort begegnet er der Tänzerin Kaguya, die von allen "die Göttin" genannt wird. Durch ihren Kuss erwachen in Saiga übernatürliche Kräfte, mit deren Hilfe er das Mädchen vor den Fängen eines grausamen Syndikats beschützen muss.



Auf den ersten Blick wirkt Speed Grapher wie das Abziehbildchen eines typischen Action-Animes. Cooler Hauptheld, der aufgrund seiner Berufung und seines übereifrigen Mutes in Gefahr begibt und über eine gigantische Verschwörung stoplert, der er sich mit seinen mysteriösen, allerdings auch sagenhaften Kräften in den Weg stellt. Und tatsächlich funktioniert Speed Grapher auch nach diesem Muster - bringt aber ausreichend Pepp in das Rezept, wodurch das Gericht letztendlich doch neue Geschmacksknospen anregt.

Dabei ist es nicht nur eine gekonnte Mischung verschiedener Elemente - eine verzwickte Korruptionsgeschichte, coole Action, übernatürliche Kräfte -, sondern in erster Linie auch die spannenden Antagnoisten. Diese fallen nämlich komplett aus der Norm, verwandeln sich im Laufe der 24 Episoden aber gerade dadurch zu einem regelrechten Highlight. Kein Wunder also, dass wir ihr Auftreten immer herbeigesehnt haben.

Leider schafft es Speed Grapher nicht durchgängig, die Mischung und Spannung aufrechtzuerhalten. Dadurch bleiben wichtige Handlungsstränge und Charktere oftmals viel zu oberflächlich, werden gegen Ende zudem stellenweise fast schon sträflich übergangen, um das große Ganze irgendwie abschließen zu können.



Apropos Ende: Dieses wirkt insgesamt viel zu sanft und scheint kaum gravierende Schritte tätigen zu wollen. Hier hatten wir fast schon das Gefühl, dass man den Fans alles irgendwie recht machen und eventuelle Kritik gar nicht erst aufkommen lassen wollte. Schade, denn dadurch wirkt die ansonsten doch recht düstere und konsequente Handlung gegen Ende ein wenig weichgespült und lässt einen Knall vermissen.

Dadurch bleibt unter dem Strich ein funktionierendes, aber doch recht wackeliges Handlungskonstrukt, das durch spannende Charaktere und ein cooles Szenario aber eine hilfreiche Krücke in die Hand gedrückt bekommt und sich damit bis zum Ende halten kann. Wer seine Erwartungen also minimal senkt, der wird hier auch nicht enttäuscht.



Bild


Von Studo GONZO sind wir eigentlich besseres gewohnt. Versteht uns nicht falsch: Speed Grapher sieht keineswegs misslungen aus und bietet ausreichend optische Highlights, um Fans den einen oder anderen Augenschmaus zu bescheren. Allerdings wissen wir aus Erfahrung, dass GONZO viel mehr auf dem Kasten hat.

Das Problem liegt primär mangelnder Detailvielfalt, ausbleibenden Besonderheiten sowie fehlendem Feinschliff. Auf den ersten Blick wissen Stil und Charakterdesign von Speed Grapher zu gefallen, wirken in Bewegung dann allerdings unfertig und vor allem in hektischen Szenen auch noch veraltet. Wie gesagt: Kein Beinbruch, von einem namhaften und starken Studio wie GONZO sind wir solche Schwächen allerdings sonst nicht gewohnt.

Erschwerend kommt hinzu, dass das Blu-ray-Format der Optik keinen großen Gefallen tut. Bereits in den ersten Szenen erkennt man deutlich, dass es sich hierbei nicht um eine liebevoll nachbearbeitete Fassung, sondern um ein hochskaliertes Format handelt. Sicherlich lassen sich hier und da einige Verbesserungen bemerkbar machen, diese halten sich jedoch in Grenzen und sind den Sprung zum optisch stärkeren Format eigentlich nicht wert gewesen.

Solltet ihr einen Neukauf also allein wegen der grafischen Optimierung in Erwägung gezogen haben, sagen wir euch jetzt schon: Lieber nicht!



Sound

Schon bei der damaligen Erstveröffentlichung 2006 waren wir von der deutschen Sprecherwahl begeistert. Hier hat man auf eine Reihe bekannter Stimmen zurückgegriffen, die sich ihren jeweiligen Rollen hervorragend anpassen und unfreiwillig komische Szenen unmöglich machen. Allen voran Oliver Mink (beispielsweise Mark Wahlberg) weiß als Saiga zu gefallen und liefert von Anfang bis Ende perfekt ab.

Mit leicht aufgemotztem Sound kann sich die deutsche Fassung auch viele Jahre später noch hören lassen und macht vor allem in Kombination mit dem soliden Soundtrack ordentlich Laune. Auch bei Speed Grapher müssen wir nach mehreren Probedurchgängen abermals auf die leicht stärkere japanische Version hinweisen, können aber auch die starke Synchro problemlos empfehlen.



Extras

Booklet
Postkarten

Fehlendes Bonusmaterial können wir mittlerweile gut verschmerzen. Nicht zuletzt dank der netten Dreingaben, die bei Veröffentlichung aus dem Hause Nipponart fast schon zum Pflichtprogramm geworden sind. So suchten wir bei Speed Grapher zwar vergebens nach wissenswerten Zusatzinfos, freuten uns beim Öffnen des schicken Sammelschubers aber dennoch über zwei kleine Goodies.

Zum einen wären da die Postkarten, die coole Artworks aus dem Anime zeigen und sich sehr gut in der Sammelung machen. Natürlich darf auch ein farbenfrohes Booklet nicht fehlen, das dieses Mal vergleichsweise schmal ausfällt. Hier finden wir wichtige Infos zu den Hauptcharakteren, Produktionsnotizen oder kurze Interviews haben wir aber vermisst.

Immerhin kommen Speed Grapher-Fans auf ihre Kosten und können mit den beiden Goodies die heimische Sammlerecke aufmotzen. Danke, Nipponart.



Fazit

Speed Grapher mag zwar definitiv nicht als Meilenstein bezeichnet werden, stellt allerdings immer noch eine gelungene Serie aus Studio GONZO dar. Die recht oberflächlich ausgefallene Handlung sowie die stellenweise etwas lahmen Actionsequenzen werden von interessanten Charakteren (vor allem den Bösewichtern) gekonnt aufgefangen, wodurch 24 Episoden guter Unterhaltung garantiert sind.

Von einem Neukauf ist aufgrund mangelnder Extras sowie einer eher mäßigen Optik zwar abzuraten, wer aber noch nicht in den Genuß von Speed Grapher gekommen ist, der sollte dies spätestens jetzt nachholen. Und bekommt mit der fetten Sammlerbox die perfekte Chance hierfür!

Name: Speed Grapher [Blu-ray]
Verleih: Nipponart
Bild: 16:9 (1080i)
Ton: DTS-HD MA 5.1
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Laufzeit: ca. 600 Minuten
Freigegeben ab: 16 Jahren

Für alle in diesem Test verwendeten Bilder gilt:
© 2005 GONZO

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