Es wundert mich, dass ich so einen Thread hier nicht gefunden habe (oder war ich nur schlampig beim Suchen?), behandelt es doch so eine elementare Frage: Was ist Glück?
Ist es Glück, im Lotto zu gewinnen? Keine Sorgen mehr zu haben, finanziell abgesichert zu sein und sich nie wieder abrackern müssen? Nun, das denken wohl viele, aber es ist interessant zu wissen, dass es vielen (gut 70% immerhin) Lottogewinnern fünf Jahre nach dem Jackpott finanziell schlechter geht als vorher. Glück ist es hierbei also nicht, höchstens wenn man es als Momentaufnahme betrachtet.
Vielleicht ist Glück dann ja länger dauernde Sicherheit? In Nick Hornbys "About a Boy" gibt es einen Charakter (Will Freeman), dessen Vater einen wahnsinnig erfolgreichen Weihnachtssong geschrieben hat. Will lebt vollkommen ohne finanzielle Sorgen, da ihm jährlich Tantiemen gezahlt werden, die so manchen Lottogewinn übertrumpfen. Er kann also de facto nicht in ein finanzielles Loch fallen, da ihm die Zeit fehlt, das Geld auszugeben. Nicht, dass er sich nicht bemühen würde. Dennoch (oder vielleicht deswegen) ist ein Leben arm an emotionalen Erfahrungen und er vergleicht sich selber mit einer Fernsehshow, in der selten etwas bedeutendes passiert. Auch das ist wohl kaum Glück zu nennen, denn dieser Mann ist bis zu einem gewissen Punkt des Buches ein emotionales Wrack und die Lage, die ihn davon erlöst wird im realen Leben wohl selten zustandekommen.
Finanzielle Sicherheit, ob kurz- oder langfristig, scheint also kein Glück zu sein. Vielmehr neigt man dazu, sich selber vollkommen falsch einzuschätzen und entweder zu prassen oder sich zu isolieren, wenn man für seine Sicherheit nicht arbeiten muss. Das mag an den menschlichen Instinkten liegen. Ist Glück also dort zu suchen?
Gehen wir von einer Person (männlich oder weiblich) aus, die eine gesicherte Arbeitsstelle hat. Ihre Bedürfnisse (gleich welcher Art) werden regelmäßig befriedigt und es kommen selten bis nie unangekündigte Katastrophen. Ein solches Schicksal füllt sicher keine epischen Bücher, aber könnte aufgrund der Sicherheit und regelmäßigen Triebbefriedigung (man verzeihe den brachialen Ausdruck) wohl glücklich sein. Aber wieviele Menschen empfinden ein solches Leben als belanglos und flach und leben viel lieber jeden Tag am Limit, ohne zu wissen, was morgen kommt?
Man mag mir verzeihen, wenn ich für mich persönlich auf einen derartig banalen und Gemeinplatztauglichen Schluss komme, aber: Glück scheint doch individuell zu sein. Genauso, wie die Bedürfnisse eines Menschen unterschiedlich dosiert sind, so ist das Glücksempfinden verschieden. Ich z.B. bin nur glücklich, wenn ich einen gewissen "Problemstatus" habe, da ich nie damit leben könnte, alles genau geplant zu haben. Das würde mich kirre machen und schlimmstenfalls zu Zwängen führen, da ich immer überzeugt wäre, irgendetwas nicht einkalkuliert oder vergessen zu haben. Da weiß ich lieber gleich, was diese Faktoren sind und lasse sie auf mich zukommen. Das mag für manche merkwürdig klingen, aber so stelle ich mir das Glück vor. Und das ist Glück: Eine tiefe, innere Zufriedenheit.
Das mag nach einer Kalenderweisheit klingen und ich würde es niemandem übelnehmen, der mich hier der Banalität bezichtet, sondern ihm viel eher noch beipflichten. Aber, und das ist noch Teil des Fazits, Glück gehört zu einer menschlichen Existenz dazu wie Pech, Hass, Trauer und andere Gefühle und ist damit etwas, was oft als banal empfunden wird.
Was ist Glück für euch?