Es fällt mir zwar schwer, offen über meine Probleme zu reden oder zu schreiben, aber manchmal ist es wohl recht nützlich, die Gedanken anderer zu eigenen Problemstellungen zu lesen, um auf die Lösung zu kommen.
Mein Problem, sofern man es so nennen will, hat mit Respekt zu tun. Nicht anderen oder dem System gegenüber (da habe ich begründete Zweifel, aber das ist ein anderes Thema) sondern mir selbst. Ich bin zweifelsohne nicht auf den Kopf gefallen, schaffe es mit recht geringem Aufwand, mein Leben zu meiner Zufriedenheit zu bestreiten und bilde mich in regelmäßigen Abständen durch eigene Initiative fort. Ich bin in gewissem Maße künstlerisch aktiv, in einer glücklichen Beziehung und, was mir privat vielleicht am wichtigsten ist, ich werde von einem relativ breiten Umfeld anderer Leute respektiert. Aber genau das ist der Knackpunkt: Ich respektiere mich selber nicht.
Ich will jetzt nicht mit irgendwelchem kindlichen Selbstmordgejammere kommen, denn das ist nicht was ich will und geht am eigentlichen Punkt vorbei. Ich verletze mich nicht selber und habe es auch nicht vor, ebenso Gedanken an Selbstmord sind mir fremd. Es ist nur einfach so, dass ich mir selbst gegenüber keinen Respekt erbringen kann, das ich meine eigenen Leistungen schmälere und zum Teil so weit gehe zu sagen, dass ich zu keiner Leistung autark in der Lage bin. Ich mache mich selbst fertig, wenn ihr so wollt und ich kann den Grund dafür einfach nicht erkennen. Wenn ich meine Leistungen objektiv betrachte wird mir klar, dass ich mich schlechter mache als ich bin, sobald es aber wieder auf die subjektive Ebene geht, mache ich alles von mir nieder wo es nur geht, weiche meinen eigenen Argumentationen aus und führe mich selbst ad absurdum. Mir wird es beispielsweise auch immer wieder schmerzhaft bewusst, wenn ich in einem gewissen Bereich Bildungslücken aufweise. Das kommt recht selten vor, aber wenn es passiert, stempele ich mich selber in regelmäßigen Abständen als "ungebildet" ab.
Aus diesen Umständen resultiert natürlich auch, dass ich mein eigenes Versagen sehr stark wahrnehme. Gelingt mir also etwas nicht oder nicht auf Anhieb, mache ich mich selber in unzulässigem Maße fertig und fördere damit natürlich auch meine eigenen Versagensängste. Ängste, die bei mir ohnehin stark ausgeprägt sind (warum ist ein anderes Thema) und die natürlich immer wieder hervorbrechen, sobald ich meine eigenen Leistungen betrachte. In welchem Maße ist dies normal? Ist so etwas überhaupt normal? Das ist die Frage. Durch meine Bildung im Bereich Psychologie ist mir wohl bewusst, dass zwischen Selbsteinschätzung und der Einschätzung von anderen ein gewisser Grat liegt, aber auch das es keinen Unterschied macht, ob Motivation (oder Demotivation) von einem selbst oder von anderen kommt. Das es manchmal sogar größere (De)Motivation ist, von sich selber begutachtet zu werden und dass das wohl auch mein Verhalten, respektive meine Attitüde, rechtfertigt. Aber trotzdem kann ich mich damit nicht abfinden, wohl auch weil diese Theorie von mir selber stammt und ich sie daher mit der gegebenen Kritik beäuge.
Was kann man dazu wohl sagen?