Wenn die Nacht zum Tag wird

  • Eine kleine Kurzgeschichte, die wie so oft in meinen Kurzgeschichten als... naja... lesst selbst :D



    Träume... Was sind sie? Woher kommen sie? Haben sie eine Bedeutung? Warum machen uns einige Angst und andere fröhlich? Es heisst, dass man die Seele und das Herz eines Menschen durch seine Träumen deuten kann. Man soll angeblich durch seine Träume sagen können, ob man gut oder böse ist. Stimmt das wirklich?


    Shal erwachte aus ihrer Meditation und sah nach Draußen. Es herrschte Nacht. Wie immer. In dieser Welt gab es die Sonne und den Tag nicht. Shal streckte sich und stand auf. Bald würde ihre Lehrmeisterin kommen und sie vor das Volk führen. Langsam wurde die junge Frau nervös und sah sich im Raum um. Dieser war schlicht und das Mondlicht, dass durch das einzigste Fenster fiel, gab dem Raum eine geisterhafe Ausstrahlung. Shal zuckte ein wenig zusammen, als sie etwas hörte. Es klang wie das Knarren einer Tür, jedoch mischte sich ein unheimliches Kratzen dazwischen. Dann wurde plötzlich ihre Tür aufgerissen und ein junger Mann trat ein. Er ging auf sie zu und schloss sie in die Arme. ''Shal! Du musst von hier verschwinden!'' Sie schwieg und löste sich aus der Umarmung. Ihre klaren Augen ruhten auf dem den sie liebte. Schließlich schüttelte sie den Kopf. ''Aber wieso? Wenn du gehst dann... seine Stimme zitterte leicht.
    -Ich weiß was mich erfahrtet.'' Sie trat auf ihn zu und legte eine Hand an seine Wange. ''Und es ist die einzige Möglichkeit zu überleben.
    -Shal...'' Tränen schimmerten in seinen Augen. Er zog sie wieder an sich und küsste sie sanft. Sie erwiderte seinen Kuss und legte die Arme um seinen Hals. Der Kuss wurde länger, stürmischer und verlangender. Er drückte sie enger an sich. ''Bitte...'' keuchte er, als sich die Lippen der beiden Liebenden trenten. Shals Herz klopfte wie wild, während sie nach Luft ring. Ihr Blick war mit Liebe erfühlt, als sie zu ihm auf sah. ''Shyr, ich...'' Er versiegelte ihre Lippen mit einem weiteren Kuss. Sie schmiegte sich eng an ihn und diesmal war der Kuss nicht so unschuldig wie der vorige. Die beiden bemerkten nicht wie die Lehrmeisterin erschien. Diese zog sich lautlos zurück, als sie die Liebenden erblickte und schloss lautlos die Tür. Die Alte hatte ihre Schülerin belogen. Shal musste erst Morgen vors Volk treten. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, auch wenn es von Trauer überschattet wurde.


    Das Liebespaar sank eng umschlungen auf den Boden. Shal war nun klar, dass ihr Schicksal sich erst Morgen entscheinden würde. Doch das hatte jetzt keine Bedeutung. Jetzt galt nur ihre Liebe zu Shyr.
    Der Mond war stummer Zeuge der Liebe der beiden...


    Shyr erwachte am nächsten Morgen, allein. Shal war gegangen oder hatte er nur geträumt? Er sah sich um und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er befand sich in seiner Kammer. Er schloss die Augen und ließ die Erinnerung zu, die er immer verdrängt hatte...


    Shal erhob sich und weckte dabei ihren Geliebten. Er sah ihr schweigend zu wie sie ihr leichtes Gewand überstreifte. Sie wand sich zu ihm und lächelte leicht. ''Begleitest du mich? Es wird Zeit.'' Er erhob sich und kleidete sich schnell an. Wenig später, verließen sie die Kammer. Shal schritt stolz neben ihm und Shyr wollte ihre Hand ergreifen, jedoch durfte er dies nicht mehr. Sie war nun tabu für ihn. In der Ferne hörte das Paar die Menschenmenge, die bereits auf die junge Frau wartete. Stille trat ein, als die beiden den Platz betraten. Shyr blieb an ihrer Seite und blieb erst stehen, als sie die erste Stufe zum Altar erklom. Der junge Mann kniete nieder und senkte den Blick. Er durfte sie nicht vor dem Altar stehen sehen, denn er liebte sie. So verlangte das Gesetz. Als Shal das Wort ergriff, schnitten die Worte schmerzhaft durch sein Herz. ''Liebes Volk! Ich weiß warum ich hier bin und ich bin bereit diese Opfer zu geben.'' Shyr zitterte bei diesen Worten aber auch wegen dem festen und ersnsten Ton, den seine Geliebte benutzte. ''Ich weiß, dass mir bei meiner Geburt eine Gabe mitgegeben wurde. Doch genau diese Gabe ist der Grund für unsere ewige Nacht.'' Ruhig sah sie zu den Menschen, die wie gebannt von ihren Worten waren. Schließlich ruhte ihr Blick auf der knieenden Gestalt. ''Ich bin eine Traumfängerin und ich weiß, dass nur meine Träume uns den Tag wiedergeben können.'' Shal wand sich ab und legte sich auf den steinernden Altar. Die Priesterinnen, die das Ritual durchführen sollten, weinte lautlos. Auch ihnen brach es das Herz. Shal schloss die Augen und die alte Lehrmeisterin holte einen alten Dolch aus Silber hervor. Dieser tötete nicht aber es kam dem gleich. Sie durchbohrte damit das Herz ihrer Schülerin und Blitze zuckten durch den Nachthimmel. Risse durchzogen ihn und brachen schließlich wie eine Wand auseinander. Die Sonne kam zum Vorschein und die Menschen jubbelten. Oder eher fast alle jubbelten. Shyr erhob sich und ging zum Altar. Er hob Shal vorsichtig hoch und brachte sie fort...


    Shyr stand vor dem Kristallsag seiner Geliebten. Seit zwei Jahren ruhte sie nun hier und ihre Träume erhellten diese Welt. Es würde nie anders sein, denn der heilige Dolch hatte sie in einen ewigen Schlaf gesperrt. Nie wieder würde sie erwachen. Nie würde sie die Sonne sehen... Obwohl Shal lebte. Nie würde sie die Wärme des Tagesstern erleben... Shyr legte eine Hand auf den Sarg und Tränen schimmerten in seinen Augen.

  • Zitat

    Original von Mondlichtkatze
    Haben sie eine Bedeutung?


    Ja, ich würde schon sagen, dass Träume eine Bedeutung haben. Nur mit deren Deutung sollte man vorsichtig sein. Ich kenne mich auf diesem Gebiet nicht ganz gut aus, aber ich weiß, dass unter anderem Sigmund Freud Träume thematisiert hat. Aber mehr als seine Aussagen sind mir nicht bekannt.


    Zitat

    Original von Mondlichtkatze
    In dieser Welt gab es die Sonne und den Tag nicht.


    Das hat mein Interesse an dieser Welt geweckt. Schade, dass sie so wenig beschrieben wurde.


    Zitat

    Original von Mondlichtkatze
    Die Sonne kam zum Vorschein und die Menschen jubbelten. Oder eher fast alle jubbelten.


    Irgendwie traurig, dass an das Opfer praktisch gar nicht gedacht wurde.