Wir, die Veränderten

  • Mein Sensei hat heute eine sehr interessante Rede gehalten (xD). Er meinte: "Andere Völker würden sich als die natürlichen Menschen bezeichnen und uns.. als die Veränderten. Und ich denke wir sind die Veränderten, denn wir sind nicht mehr natürlich. Wenn ich mir so anschaue was andere sich trauen zu machen - das hat nichts mehr mit natürlich zu tun"
    Und da ich sehr offen für Philosophie bin und mich dieses Thema sehr interessiert, möchte ich hier kurz einen Gedanken anstoßen:
    Sind wir Menschen noch natürlich? Oder sind wir die Veränderten Menschen? Was unterscheidet uns von einem natürlichen Menschen, oder was haben wir mit ihm überhaupt noch gemein? Was macht einen natürlichen Menschen aus? Kann man in der heutigen Zeit, mit all der Technologie überhauptnoch natürlich sein?
    Wie weit haben wir uns vom Tier entfernt, und wie weit sind wir dadurch zum Unwesen geworden?
    Was ist der natürliche Zustand eines Menschen?


    Ich stimme in diesem Punkt meinem Sensei zu - wir sind die Veränderten. Nicht nur, weil wir nicht mehr mit, sondern gegen die Natur leben. Nein, Technologie und Natur könnten meiner Meinung nach miteinander existieren, zu einem gewissen Grad. Es ist die Art wie wir damit umgehen. Und wie wir miteinander umgehen, denn wie wir uns anderen Menschen gegenüber verhalten ist auch weit weg vom natürlichen.


    Und weil hier noch nicht genug Philosophie war, möchte ich an dieser Stelle ein Zitat von Immanuel Kant einbringen, das meiner Meinung nach auch zu diesem Thema eine wichtige Lehre gibt:

    Zitat

    Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.


    Wie steht ihr dem gegenüber?

  • Mm. Interessantes Thema zu dem man sich schonmal ein paar Gedanken machen könnte.
    Da mir das Sich-Gedanken-machen aber immer etwas zu mühsam ist, greif ich halt einfach mal in die Vorgefasste-Meinung-Kiste xD"

    Und noja, deshalb bin ich nicht der Anischt, das man wirklich so pauschal bestimmen kann, welcher Mensch natürlich oder verändert ist - zumindest noch nicht. Denn solang man nicht genetisch getunte Menschen züchtet - oder Cyborgs o_O - denke ich nicht, dass sich bereits ein Neugeborener Europäer wirklich schon so sehr und so grundlegend von einem Eskimobaby oder Indianerkind unterscheidet, als dass es automatisch schon zu einer veränderten Gattung Mensch zählt. Denn ich glaub, zumindest in diesem Stadium kann sich der Mensch noch mit jeder Lebensart oder Kultur zurechtfinden.


    Nur, was später kommt und was die Kultur angeht, da stimme ich zu, da wage ich auch nicht zu behaupten, das der Kapitalismus und die Gier und die Rücksichtslosigkeit welche die Kultur einer Industrienation prägen, trotzdem vielleicht auch noch ne handvoll Andersdenkende darunter sind ( = naive Träumer) noch irgendwas mit Natürlichkeit zu tun hat, den die Natur basiert doch irgendwie auf dem Geben und Nehmen- Prinzip. Und auch darauf, dass es auch mal genug ist, n Löwe zum Beispiel reisst auch wenn er könnte nicht hundert Gazellen, da ihm eine einzige genügt um seinen Hunger zu stillen.


    Beim Menschen ist das oftmals anders, er hat nie genug, niemals. Wenn man sich allein mal das Prinzip ansieht, auf welchem schon die Wirtschaft basiert und nach welchen Regeln sie funktioniert, und was mit nem Land passiert, dessen Wirtschaft nicht Jahr um Jahr um wenigstens 2% wächst... ... Wahnsinn eigentlich, wenn man bedenkt, das unser Wohlergehen davon abhängt, dass es in Ewigkeit so weitergehen muss.


    Woran das liegt, das wir so anders ticken, das weiss ich nicht, ich musste lachen als ich mal im Westen nichts Neues las und einer der Soldaten der Ansicht war, das die Bosheit von der Bildung käme, den es fällt mir wirklich schwer zu glauben dass ein Bauer der weder Lesen noch Schreiben kann aber dafür seiner Arbeit nachgeht, die ihm Zufriedenheit und Genugtuung verschafft jemals im Leben auf die Idee käme ne Armee in den Krieg zu führen um immer mehr und mehr Land zu haben oder so.


    Nur, im Grunde genommen bin eigentlich auch kein Fan von der Vorstellung alle Bücher zu verbrennen und Häuser und Städte abzureissen um wieder Hütten zu errichten und sich in Felle zu kleiden. Ich finde, der Mensch hat durchaus das Recht dazu neugierig zu sein und auch Neues zu entdecken, zu lernen und sich Gedanken zu machen und sich auch das Leben zu erleichtern und sei es nur durch warmes Wasser oder elektrisches Licht.


    Aber in Hochmut abzuheben und sich für allmächtig zu halten, das ist ne widerliche Eigenschaft, aber das wird manch einer vielleicht ja mal dann verstehen wenn er mit knurrendem Magen und mit nem iPhone in der Hand - den er nunmehr als Spaten verwendet - versucht nen Acker zu bestellen um hoffentlich spätestens am Nachmittag schon Brot ernten zu können...


    Letzten Endes jedoch, selbst wenn es mir als eingefleischten Pessimisten schwerfällt sowas zuzugeben, hege ich doch eine kleine Hoffnung dass der Mensch eben doch noch in den Kinderschuhen seiner Entwicklung steht, das doch trotz allem Potenzial in ihm steckt, und das er, auch wenn er sich noch mehr als einmal kräftig die Finger verbrennen wird, es letztendlich irgendwann mal zu ner gewissen Erkenntnis und Reife bringen kann; Das ist auch seine einzige Chance...


    Und noja, ich merk auch, ich hab jetzt ziemlich dahingeplappert und eher neben dem Thema dahingeschlittert als es wirklich getroffen. xD"

  • Ja du hast in vielen Punkten recht. Auch wenn ich sagen muss ich wunder mit, dass du als Pessimist sagst du hast noch Hoffnung, während ich als Realist überhauptkeine Chance mehr für die Menschheit seh. Aber es wird sich ja noch herausstellen wer Recht hat.


    Ich find du sprichst einen intressanten Punkt an, wenn du sagst, kommen natürlich auf die Welt. Kinder sind manchmal so viel näher an der Wahrheit dran als Erwachsene, vorallem was den liebevollen herzlichen Umgang und den Willen zum Frieden angeht. Sie sind sozusagen Symbole reinster Unschuld, bevor sie sich an unsere Welt anpassen müssen.


    Wir unterscheiden uns wirklich maßgeblich von der Natur und den Tieren, und das meine ich nicht im guten sinn. Immerhin zerstört kein wesen sich selbst so sehr wie der Mensch.
    Tja, warum wollen wir alles haben..? Ich weiß es nich, aber während wir versuchen alles an uns zu reißen entgleitet uns die welt immer mehr

  • ihr habt beide in einigen punkten recht. der mensch zerstört die natur und nimmt sich alles was er brauchtals eine art ausbeuter. allerdings sollte man auch die positive seite nichtv ergessen. es sind mittlerweile sehr viele daran interessiert zb die atom kraftwerke zu schließen bzw herunterzufahren. da hat ja fukushima eine deutliche spur hinterlassen. das hat mal wieder gezeigt dass auch für uns menschen einiges zu hoch ist. allerdings sehe ich die gefahr nicht in der technologie, sondern in der art wie sie eingesetzt wird. feuer ist auch etwas schlimmes was sehr viel an schaden bringen kann aber kontrolliert eingesetzt schenkt es wärme und licht. ich denke mit technik ist es genauso. aber ich schweife ab.
    ich denke der mensch ist auf einem weg der besserung. zumindest in unserem teil der welt bzw in europa. spätestens wenn mitte diesen jahrhunderts das öl und die kohle ausgeht wird sich einiges ändern. für mich war schon ein zeichen dass die grünen die größte partei in BaWü im Landtag sind.
    das mit den kindern stimmt meiner meinung nach. was viele als naivität abstempeln ist meist verbunden mit einer guten idee und die art wie kinder denken ist sehr offen und vorbildhaft.
    die natur ist mächtig. sie fängt schon jetzt an sich zu wehren und ich denke sie wird es weiterhin tun. wir menschen sind letztendlich auch nur ein teil einer einheit, auch wenn wir es nicht einsehen wollen.
    zusammengefasst denke ich dass wir uns zwar verändert haben, ich stimme auch zu dass es zuerst in die falsche richtung war, allerdings wird die richtung gerade korrigiert, langsam aber sicher. denn meiner meinung nach können natur und technologie in einheit leben. bei feuer geht es ja auch. und ich glaube daran, dass die menschheit das eines tages lernt und genau diesen zustand anstrebt.

    Nur ein Schritt zum kurzen Glück
    Und wir spielen verrückt

  • Ich habe jetzt nicht alles gelesen, aber ich finde das Thema an sich wirklich interessant und muss einfach auch mal was dazu loswerden.


    Ich denke man kann sehr wohl behaupten, dass wir "die Veränderten" Menschen sind, in Ethik haben wir Themen bekommen, mit z.B. den Themen "Mensch 2.0, Wann ist meine Leber fertig" und mein Thema: "Präimplantationsdiagnostik". Wer sich darunter nichts vorstellen kann: Bei der Prä-implatations-diagnostik wird bereits ein ungeborenes Kind auf Krankheiten oder Fehlbildungen untersucht, um die Eltern zu "warnen", falls ihr Kind krank werden sollte, dass man es noch abtreiben kann.
    Darauf werde ich jetzt einfach mal meinen Text stützen..


    Natürlich gibt es noch die "Unveränderten", Leute die sicher ein Kind ganz natürlich bekommen wollen, ohne irgendwelche Änderungen dran vorzunehmen, sich vielleicht nur von Bio-Produkten ernähren und generell vielleicht so natürlich wie möglich leben, wie es in unserer Zivilisation eben möglich ist. Meine Tante hat einen ziemlich großen Garten, in dem sie alles mögliche ohne irgendwelche Schädlingsbekämpfungsmittel anbaut..


    Aber wenn man schon Versuche mit geklonten Tieren macht, und präventiv nach Krankheiten bei Embryonen sucht, DANN kann man wirklich nicht mehr sagen, wir seien natürlich lebende Menschen.
    Wir nehmen sozusagen andere - tote Menschen - dazu aus,ihre Organe in Leuten einzupflanzen, deren eigenes Organ nicht mehr richtig funktioniert, oder sogar Organe neu aus den eigenen Genen züchten um sie später mal in unsere Körper einzupflanzen, kann man das noch natürlich nennen? Oder gar unverändert?


    Wobei man auch sagen kann, wir kommen natürlich zur Welt, und erst die Sozialisation verändert uns, schließlich könnte ein Kind, das von uns Technik-nahen Menschen geboren wird, von klein auf, sagen wir, bei Indianern lebt, würde es sich dort doch auch viel wohler fühlen, als bei uns und umgekehrt könnte ein Indianer Kind bei uns mit Technik aufwachsen, wahrscheinlich wäre es abgeneigt, später als Indianer leben zu wollen.
    Mein Urteil ist also das, dass uns die Sozialisation tatsächlich zu 'veränderten Menschen' machen kann und wir tatsächlich solche sind.

    Einmal editiert, zuletzt von Rukilein ()

  • wir menschen sind die affen, die sich ihren eigenen zookäfig gebastelt haben.



    das trifft aber auch nur auf die "1st world" zu; wir müssen uns immerhin keine großen gedanken mehr machen, ob wir eine mahlzeit am tag bekommen oder eben nicht.


    wir sind zwar ziemlich abgedriftet, was einklang mit der natur angeht, aber auch dahinter steckt mehr oder weniger ein biologisches prinzip: wir basteln uns unseren eigenen lebensraum auf kosten der welt.
    würde ein hamster nicht dasselbe tun wenn er könnte?


    da gibt es sooooo viele aspekte, die man durchdiskutieren könnte, aber unterm strich:
    wir versuchen uns den bestmöglichen "jetzt-zustand" zu ermöglichen auf kosten zukünftiger generationen. (wobei hier anzumerken wäre, ob unsre forschung soweit wäre wie jetzt, wenn wir es nicht gemacht hätten? selbst dieses forum wäre dann wohl nicht existent^^) naja, streitfrage ohne ende, auf die ich persönlich keine eindeutige antwort wüsste.