#05 - Mängelexemplar von Sarah Kuttner

  • Wir haben unser Buch des Monats! Es ist Mängelexemplar von Sarah Kuttner!


    Bisher haben sich Lepakko, Sakura und meine Wenigkeit angemeldet. Wer Interesse an dem Buch hat, oder es bereits kennt und einfach mit uns diskutieren möchte, der kann aber auch noch jederzeit einsteigen!


    Von heute an bis zum 28. April ist nun Zeit, um sich das Buch zu besorgen und es zu lesen. In der Woche vom 29. April bis 5. Mai sollte dann jeder das Buch gelesen haben, denn dann geht es in die abschließende Diskussion. Alle Posts, die davor hier gemacht werden, sollten bitte einen Spoiler enthalten und mit der Seiten-/Kapitelzahl versehen sein.


    Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren!


    Edit: Nur noch 3 Tage, bis das Buch gelesen sein muss! Seid ihr denn auch alle fleißig dabei? Hängt euch rein!

  • So, dann will ich doch mal die Diskussion starten und hoffen, dass ich nicht als Einzige etwas zu dem Buch zu sagen habe.


    Zu erst einmal zu dem Cover, was mir schon oft ins Auge gefallen ist, da es so simpel gehalten ist. Ich verbinde es nun nach dem Lesen des Buches mit der Seele von Karo, die auch wieder geglättet werden und auch gerne mithilfe einer Sicherheitsnadel, die in meinen Augen die Antidepressiva darstellen, zusammengehalten werden muss.
    Es muss eben nicht immer bunt und mit vielen Motiven versehen sein. Es darf gerne nach dem aussehen, was auch draufsteht.


    Dann zu dem Schreibstil, der mir sehr gefiel, wobei es mir zwischendurch doch zu viele Anglizismen waren. Es ist aber alles in allem flott und sehr modern geschrieben. Und dadurch mal etwas völlig anderes für mich. Ich fühlte mich sogar durch die Sprache, die auch sehr von Humor und Sarkasmus durchzogen war, obwohl das Thema doch sehr ernst ist, angesprochen und das sorgte neben der Handlung dafür, dass ich das Buch an einem Stück durchgelesen habe.


    Karo ist mir mit ihren Stärken und Schwächen sehr ans Herz gewachsen. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich einen Teil ihrer Weltansichten teile und mich dieses Buch daher zum Nachdenken angeregt hat. Und wenn ein Buch das schafft, dann vergesse ich es lange nicht mehr und es wandert auf die Liste der Bücher, die ich mindestens ein zweites Mal lesen werde. Sollte das hier also jemand lesen, der nun nicht an diesem Lesezirkel teilgenommen hat und noch überlegt, ob er das Buch ebenfalls lesen sollte, dann sage ich, dass ich es auf jeden Fall als sehr lesenswert weiterempfehle. Es thematisiert dieses Thema einfach wirklich sehr nachvollziehend, aber trotzdem mit einer netten Lockerheit, die durch die Sprache gegeben ist.


    Nun aber zum Inhalt des Buches, wobei ich es auch nochmal kurz zusammenfasse:


    Was mir gefiel ist, dass man zur Einführung in das Buch erstmal in der Gegenwart ist und dann ein Zeitsprung von einem Jahr in die Vergangenheit gemacht wird und man lernt, wieso Karo Herrmann nun bei einem Psychiater sitzt und ihn ziemlich kritisiert, da ihre vorherige Psychiaterin in Mutterschutz ist.


    Und dann geht es auch mit der Geschichte los. Karo hat drei Monate vor Beginn des Buches ihre Arbeitsstelle verloren und trennt sich zu Beginn der Erzählung noch von ihrem Freund. Beide Geschehnisse ziehen sie immer mehr in ihre Angstspirale und mithilfe ihrer Therapeutin wird ihr nach ein paar Sitzungen klar, dass sie Angst vor dem Alleinsein hat, was sich bis zu einer Panikattacke mit Suizidgedanken hinzieht.


    Umsorgt wird Karo in der Zeit von ihrer Mutter und Nelson, ihrem besten Freund (Einen Nelson müsste jeder Mensch haben!). Sie nimmt Antidepressiva zu sich, nimmt eine Auszeit bei ihrer Mutter, die selbst jahrelang unter Depressionen litt und daher weiß, dass man diese als Krankheit akzeptieren muss und diese langsam zu bekämpfen hat. Durch eine Feier auf Nelsons Arbeit lernt Karo dann David kennen, der ihr über die Trennung von Philipp hinweghilft, aber aus ihnen wird kein Paar.


    Nachdem sich Karo wieder ein wenig gefestigt hat, bekommt sie von ihrer früheren Arbeitsstelle auch wieder ein paar Projektarbeiten und findet dadurch langsam wieder zurück ins "normale" Leben. Dort hat sie nun auch wieder mit Max, ihrem früheren Kollegen zu tun, der sich kurz darauf von seiner Freundin trennt. Karo lässt sich auf eine Affäre mit Max ein, da sie sich nicht binden will und setzt, da sie sich wieder gefestigt fühlt, ihre Antidepressiva ab.


    Beim Packen für einen Kurztrip mit Max nach Mallorca, hat Karo aber wieder einen Rückfall und hat eine Panikattacke. Nachdem sie sich mit ihrer Therapeutin besprochen hat, reist sie doch noch am nächsten Tag mit Max in dem Urlaub und in all dieser Zeit ist er verständnisvoll und für sie da. Die Auszeit beim Urlaub hilft Karo allerdings nicht und nach ihrer Rückkehr von Mallorca hat Karo nachts die nächste Panikattacke.


    Und dann befindet man sich von der Handlung am Beginn des Buches und man weiß nun, wieso Karo wieder bei einem Psychiater ist und dieser diagnostiziert nun, im Gegensatz zu seiner Kollegin, eine Depression und nicht nur eine depressive Verstimmung und verschreibt Karo wieder die Antidepressiva, damit das Chaos in ihrem Kopf wieder eine Ordnung findet. Danach lässt Karo dann auch endlich die Beziehung zu Max zu.


    Genau dieses Ende hat mir sehr gefallen. Es gibt ein Happy End, aber die Krankheit wurde noch nicht besiegt, da es nicht schnell gehen kann und sie immer wieder zurückkehren kann. Meiner Meinung nach hätte es die Geschichte kaputt gemacht, wenn am Ende gestanden hätte, dass Karo völlig geheilt ist. Immerhin wurde in dem ganzen Buch gesagt, dass dieser Krankheitsverlauf langwierig ist und man das nicht von heute auf morgen überstanden hat.


    Nachvollziehbar fand ich auch das auf und ab, was Karo so alles durchgemacht hat. Sie hatte ihren totalen Tiefpunkt, hat aber mithilfe ihrer Mutter, Nelson und später auch David dort langsam herausgefunden, konnte mit zwei anderen Betroffenen über ihre Probleme reden und fand langsam wieder zurück. Ich finde es sehr realistisch und Betroffene finden sich in dem Buch bestimmt wieder. Das Buch sorgt für das, was Karo nicht mehr machen soll: Nachdenken. Ist diese Geschichte realistisch? Würde man, wenn man betroffen ist, wie Karo handeln? Würde man sich nicht helfen lassen? Hätte man die Stärke dafür?
    Ich hab darüber wirklich ein paar schöne Momente zum Nachdenken benutzt und bin mir nicht sicher, ob es sehr realistisch ist oder Betroffene es noch viel schwerer haben. Sie aus ihrem Tief nicht so schnell herauskommen. Aber ich bin generell eher pessimistisch eingestellt.


    All das hat bei mir dafür gesorgt, dass ich in das Buch hineinversunken bin und mit Karo mitgefühlt habe. Schön fande ich auch, dass Kuttner die Weihnachtsfeier mit der Mutter, der Oma und den zwei Tanten so aufgebaut hat. Es war eine gelungene Abwechslung von den Problemen und Sorgen durch die Krankheit.


    Aber ich denke, dass ich erstmal genug gesagt habe und würde gerne wissen, wie es den anderen so gefallen hat und beim Lesen ergangen ist.

  • Ich stimme da meiner Vorposterin nur zu. Ich habe das Buch schon vor ein paar Wochen gelesen, darum ist meine Erinnerung schon nicht mehr ganz so frisch und ich kann nicht mehr auf jedes Detail eingehen, aber ich gebe auch mal meinen Senf dazu.


    Mir hat bei dem Buch vor allem der Schreibstil gefallen. Ich habe es an 3 Tagen durchgelesen, hätte ich nicht an 2 Tagen immer nur ein paar Minuten vorm Schlafengehen gelesen, dann wäre ein Tag draus geworden. Es liest sich einfach richtig gut, der Schreibstil ist direkt und ungewöhnlich, aber nicht schlecht. Es gefällt sicher nicht jedem, wie das Buch geschrieben ist und dass es oft auch umgangssprachlich wird, aber mir hat es sehr gut gefallen. Vor allem, weil es auf diese Art und Weise gut Karos jeweiligen Gemütszustand widergespiegelt hat. So hieß es dann eben im Text auch, dass es ihr scheiße geht, wenn es ihr scheiße ging, da wurde kein Hehl drum herum gemacht, sondern es wurde einfach klar und deutlich rausgehauen.


    Außerdem hat das Buch das ein oder andere Mal zum Nachdenken angeregt. Es ist interessant, einen Einblick in die Krankheit zu bekommen, der nicht alles nur negativ darstellt oder am Ende dann ein rosiges Happy End bereitet. Depression kann dich auffressen und kaputt machen, aber du kannst auch gute Tage haben und es kann nach einem Jahr noch nicht einfach so vorbei sein. Das hat das Buch deutlich gezeigt und das hat mir auch sehr gefallen.


    Alles in allem ist es auf jeden Fall eine Lektüre, die ich jedem ans Herz legen würde. Das Buch kann einem an die Substanz gehen, es kann sein, dass man es zu hart und direkt findet, aber jeder sollte es einmal gelesen haben.

  • Ich weiß nicht, ich tue mich irgendwie schwer damit. Es ist nicht das Thema, vllt die Art oder Schreibstiel? Ich muss mich wirklich durchringen es zu lesen, dabei hab ich gerade so erst die Hälfte geschafft. -_-


    Zu der Geschichte kann ich nur sagen, dass ich sie eher etwas trocken und langweilig finde. Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.
    Bin mal gespannt wann ich es durchhaben werde...

  • Habe mich zwar nicht angemeldet, aber würde trotzdem gerne was zum Buch schreiben.


    Kurz und knapp könnte ich sagen, ich stimme Sakura und Inu vollkommen zu.
    Ich habe das Buch ebenfalls in relativ kurzer Zeit gelesen und war sehr begeistert davon.
    Wie schon erwähnt fällt vor allem der Schreibstil von Kuttner auf, welcher anders aber keinesfalls schlecht-anders ist. Im Gegenteil.
    Ich mochte es an diesem Buch besonders gerne, das mal nicht durch die Blume geschrieben wurde sondern "knallhart" das geschrieben wurde, was bzw. wie viele im RL denken würden.
    Die meisten Bücher sind schon sehr ... klassisch geschrieben, dies hier hingegen bringt mal etwas frischen Wind in das Bücherregal.
    Und gerade durch diesen Schreibstil, kann man sich den Charakter, in dem Fall Karo, nochmal besser vorstellen und kennenlernen.
    Und trotz solch einem Buchinhalt/thema fande ich den Schreibstil keinesfalls unangebracht oder sonstiges. Im Gegenteil, denn so wirkt das ganze Buch einfach "echter".


    Nun zum eigentlichen Inhalt des Buches. Die Depression und deren Behandlung.
    Ein Thema das von vielen garnicht so ernstgenommen wird. MMn ist Kuttner gut an das Thema rangegangen. Sie hat geschrieben wie es sein kann, ohne zu unter- oder übertreiben. Mal davon angesehen, dass es wirklich interessant war so einen Einblick zu erhalten, wie Inu schon sagte hat mit vor allem das Ende des Buches gefallen. Es war kein übertriebenes Happy End sondern realistisch.
    Kuttner hätte genauso gut schreiben können, das nach Karo's Therapie und der Medikamentenbehandlung alles wieder heile Welt ist, hat sie aber nicht und dafür bin ich ihr recht dankbar.
    Es wäre sehr schade gewesen, wenn das Buch die gesamten Seiten über so ehrlich und realistisch geschrieben wurde, und am Ende dann ein "alles ist wieder supi" käme.


    Allgemein kann ich dieses Buch ebenfalls sehr empfehlen. Und für die Lesefaulen ist es ebenfalls geeignet, da es nicht allzuviele Seiten hatte, dennoch aber kein Ereigniss zu kurz kam. Auf jeden Fall einen Blick wert.

  • Es freut mich, dass es hier dann zum guten Schluss doch noch alle Teilnehmer und sogar ein "Frischling" geschafft haben, ihre Meinung zu dem Buch abzugeben. Somit muss niemand von zukünftigen Lesezirkeln ausgeschlossen werden. Yay! :3


    Ich mach hier dann jetzt einmal zu~