• Salzig


    Salzig schmecken ihre Lippen, während sie durchs Dunkel geht.
    Nicht ein Wort ist heil geblieben, das sie heute noch versteht.
    Längst zerbrochenes Geflüster eines falschen Liebespaars,
    Eine bunt geschmückte Lüge, eine treu erhalt’ne Farce.


    Wie zum Tanze beide luden, als die Welt noch ihre war!
    Die Figuren ihrer Spielchen waren so berechenbar,
    Haben sie sich doch zusammen jede Zukunft aufgebaut
    Und dann heimlich und verstohlen schon zur and’ren Seit’ geschaut.


    Wie sie ihre Worte sagten, lächelnd und mit süßem Blick!
    Jeder drehte aus den Sätzen seinen eig’nen Galgenstrick.
    Nun sind Drehbücher zerrissen und die Bühne staubbedeckt,
    Doch ich fürchte, aus dem Traum wurd’ eine noch nicht aufgeweckt.


    Noch steht sie erstarrt und reglos hinter’m Vorhang aus Brokat
    Und streicht langsam wie vergessen über jede schiefe Naht,
    Wartet dort auf ihren Einsatz, der nie wieder kommen wird,
    Während sie mit sachten Blicken Muster auf die Dielen stiert.


    Einmal möchte sie noch tanzen, auf dem goldverzierten Grund,
    Möchte schweben, wehen, fliegen mit dem Prinzen wild im Rund.
    Kurz noch schimmert blass das Abbild ihres Traums in dem Gesicht,
    Als in Tränen auf der Wange dieser letzte Wunsch zerbricht.

    Wäre er ein letztes Mal die Bühnentreppen hochgestiegen,
    Müsste dieses schwere Ende nicht so bitter auf ihr wiegen.
    So wird aber ihre Trauer auf den Bühnenbrettern bleiben
    Und ihr wieder Tränen auf die salzigroten Lippen treiben.


    Noch steht sie vom Prinz gebrochen, ihrem dunklen Herzensdieb,
    Der ihr nicht zum letzten Mal die Tränen in die Augen trieb.
    Bis zur nächsten Maskerade wartet sie wohl auf den Dielen,
    Bis auf goldgeschmücktem Grund sie dann die nächste Liebe spielen.




    "She wasn't waiting for a knight.

    She was waiting for a sword."


    - Atticus

  • Phu, das is harter Stoff Cazuh. also nicht das du das jetzt falsch verstehst, das Gedicht ist wiedermal verdammt gut gelungen und ich kann jeden einzelnen Satz förmlich selber miterleben, aber das Thema um das es sich dreht ist doch ein sehr ernsthaftes. Schlag mich wenn ich mich irre, aber es macht fast den Eindruck als wenn der "Herzensdieb" im Laufe der Beziehung öfter schonmal fremd gegangen wäre nur um dann letzten Endes tatsächlich zu irgend einer neuen Flamme abzuhauen.
    Irgendwie hast du das auch verdammt gut rüber gebracht mit diesem Zwiespalt. Diese süßen Worte die dennoch davon überschattet werden, das auch noch außerhalb Interessen versteckt sind. Lügen eben.
    Ich hoffe ich liege mit meiner Interpretatioin nicht zu falsch ^^
    Seis drum. Ich liebe es <3

  • Ja stimmt, die Interpretation von lucy klingt irgendwie plausibel, zumal ich das Bild der Frau/des Mädchens, welches hinter dem Vorhang wartet und doch nicht mehr auf die Bühne darf, als ein sehr verletztes und zurückgelassenes Geschöpf in meinem Kopf habe. Ich finde, gerade dieses naive Warten macht die ganze Situation so tragisch.
    Da ist der Schluss den Lucy gezogen hat, auch für mich recht einleuchtend.
    Außerdem klingt es so, als würde "sie" auf ihren Prinzen warten, egal wie oft er sie allein lässt.
    Man könnte das allerdings auch so auslegen, dass er einfach weg gegangen ist und das Herz der Wartenden diesen Fakt noch nicht ganz begreifen kann.
    Als ich das zuerst gelesen habe, dachte ich an eine vorher scheinbar perfekte, doch mittlerweile zerbrochene Beziehung, die beendet wurde, doch ohne Einverständnis auf beiden Seiten..... Klingt dumm, egal xDD


    Wie auch immer. Egal was passiert ist, die Bilder die in diesem Gedicht vorkommen sind echt toll. und ich finde, alte verlassene Theater haben echt was x3
    Superschönes Gedicht^^

    "Fedrig stark sind meine Schwingen
    Und obwohl ich schwer wie Blei
    Kannst du mich nicht mehr bezwingen,
    Bin ich endlich federfrei. "