Ich habe an mehreren IQ-Tests teilgenommen. Kein Ergebnis lag unter 130, das höchste hat mir einen IQ von 157 bescheinigt, womit ich ein Genie wäre.
Trotzdem glaube ich nicht an diese Tests und das hat seinen Grund: Der menschliche Geist ist enorm komplex und weder Allgemeinwissen noch Empathievermögen noch abstraktes Denken können ihn annähernd widerspiegeln. Das gilt auch für den sehr abstrakten Begriff der "Intelligenz".
Der erste IQ-Test wurde eigentlich nur entwickelt um ein "geistiges Alter" zu ermitteln, um genau zu sein das von französischen Schulkindern. Man wollte so das Einschulungsverfahren erleichtern. Das "Punktesystem" wurde erst viel später entwickelt, selbstverständlich in Amerika, wo diese Tests schnell boomten. Aber was sagt eine einzige Zahl über den Intellekt eines Menschen aus? Es ist wie bei Schulnoten: Sie spiegeln nur eine Momentaufnahme wieder, das kann selbst der beste IQ-Test nicht umgehen.
Zur Intelligenz im allgemeinen: Ich sehe Intelligenz als die Gabe an, Probleme zu lösen. Seien es nun mathematische, ethische oder grammatikalische, das ist mehr oder weniger irrelevant. Auch physische Intelligenz möchte ich dazu zählen, wenn die Koordination des menschlichen Körpers verlangt mehr Gehirnleistung als irgendetwas anderes. Auch, ob die Probleme relevant sind oder letzten Endes nur von Menschen geschaffen wurden und keinerlei Signifikanz haben, ist egal. Problem ist Problem und wieviele Leute verschwenden ihren Grips nicht darauf, rein fiktive Situationen zu lösen? Ich kenne einen brillianten Schachspieler, der jedoch in so ziemlich allem anderen gnadenlos versagt. Ist das Intelligenz? In Sachen Schach/logisches Denken sicherlich, denn er ist in der Lage, jedes noch so verzwickte Problem zu lösen, wenn man ihm die Zeit gibt. Andererseits ist er z.B. in Rechtschreibung eine Niete und kann selbst einfachste Typografieprobleme nicht lösen.
Ein anderes Beispiel: Man kennt die sogenannten "Savants", Inselbegabte. Einer davon, ein Mann namens Kim Peek, kennt sämtliche Bücher der Universität seiner Heimatstatt auswendig, hat das gesamte amerikanische Straßenbahnnetz, die vollständige Geschichte seit 1840 und die Bibel memoriert und kann sie auf Kommando aufsagen. Auch kann er die Fakten logisch zusammenfügen und in einen neuen Kontext stellen, aber schon ein Frühstücksei zuzubereiten bedeutet für ihn unglaubliche Schwierigkeiten. Wenn sein Vater irgendwann nicht mehr lebt (nur diesem erlaubt Peek engeren Kontakt), wird er sterben müssen, da er alleine nicht überlebensfähig ist. Ist das Intelligenz?
Ich hoffe, meine Beispiele haben eins klar gemacht: Der Begriff "Intelligenz" ist enorm schwierig. Wir können uns ihm annähern, aber niemand wird jemals sagen können: "Das ist Intelligenz!" und auf keinen Widerspruch stoßen.